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2015 – im Jahr der Pudelpresse (Karikatur)

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Die Presse 2015 hängt am Tropf derer, die sie füttert. Wie ein Pudel beißt der Qualitätsjournalismus nie in die Hand, die ihn versorgt. Kein Wunder, dass bei der Pudelpresse hinten das rauskommt, was vorne reingeht.

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(Karikatur: “Pudelpresse” – Idee: netz10.de – Umsetzung Jos F.)

Weite Teile der Medienlandschaft haben sich von ihrem urdemokratischen Auftrag längst verabschiedet, den Menschen ein objektives und unparteiliches Bild der Gesellschaft aufzubereiten, gewürzt mit gelegentlichen Kommentaren, die als solche gekennzeichnet sind. In vielen Medienhäusern wird von oben subtil Druck ausgeübt, damit das Fußvolk der Redakteure nicht ausschert.

Sie haben das gelegentliche Kommentieren gesellschaftlicher Zustände längst zum Programm gemacht und sich in den Dienst einer Minderheit gestellt, deren Streben sich nicht am Allgemeinwohl orientiert. Es wird nicht berichtet. Es wird interpretiert. Die Pudelpresse macht Politik. Denn nur das bringt das große Geld.

Freie und befristete Schreiber stehen mit ihren Existenzsorgen ganz unten in der Wirkungskette der Pudelpresse. Die Branche kriselt. Kündigungen schweben in der Luft. Recherchen, die bedenkliches über den Werbekunden zu Tage bringen, bleiben lieber in der Schublade. Gute Zeiten für Angepasste.

Das Kernproblem ist nicht nur, was die Pudelpresse schreibt, sondern auch, worüber die Pudelpresse nicht berichtet.

Es kann einfach für eine Demokratie nicht funktionieren, wenn der Journalismus als gesellschaftliche Kerndomäne den Gesetzen des Marktes unterworfen wird. Geld schreit nach andern Nachrichten als Gemeinsinn. Wenn die Presse als demokratisches Regulativ immer mehr in die Interessenssphäre einiger weniger gerät, muss sich zwangsläufig die Diskrepanz zwischen der verbreiteten Meinung und der Realität vergrößern.

Das Interesse am Gewinnstreben auf der einen Seite und das Allgemeinwohl auf der anderen Seite sind nicht unter einen Hut zu bringen.

Eine gute Weile zieht die Masse mit. Doch die Zeit muss unweigerlich kommen, wo der kritische Punkt erreicht ist und sich das Gefühl in der Mitte der Gesellschaft breit macht, dass hier etwas aus dem Gleichgewicht geraten ist. Und das man irgendwie beschissen wird.

Natürlich ist die Situation in der Medienlandschaft ein gutes Stück heterogener, als sie hier übertrieben skizziert wurde. Und es gibt viele Grautöne und Schreiber, die die Situation mit Bauchgrimmen betrachten.

Trotzdem: Insgesamt betrachtet ist die Presse 2015 eine Pudelpresse.

Sie hängt am Tropf derer, die sie füttern – mit Geld für Werbung, mit Geld für Arbeitsplätze und mit einer Agenda, die vielleicht die Freiheit lässt, mal eben eine sozialkritische Reportage einzustreuen, die aber nie der Hand wehtut, die sie füttert und die weiß, in welches Horn im Zweifelsfall immer getrötet werden muss.

Der Spiegel hat übrigens einen neuen (An-)spruch, mit dem er um Kunden werben will: “Keine Angst vor der Wahrheit”. Das ist bestenfalls bedenklich. Aber eigentlich macht es Angst.

Denn wenn ein sog. Nachrichtenmagazin schon damit werben muss, dass es die Wahrheit sagt, dann sagt das sehr viel über seinen Zustand aus. Und auch über seinen Umgang mit der Wahrheit. Genausogut könnte eine Bäckereifiliale ein Schild an den Eingang hängen, auf dem steht: “Wir haben keine Angst, unser Brot mit Mehl zu backen”.

Die Presse 2015 ist eine Pudelpresse. Hinten kommt das raus, was vorne reingefüttert wird.

The stuff we all talk about in the United States is mostly driven by PR folks who are carefully planting stories that push their agenda forward.

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Ran an die Mobilfunkdaten! Datenschnüffeln mit der VAG

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Die Nürnberger VAG markiert jetzt den großen Datenschnorchler und will ohne Zustimmung ihrer Kunden an deren Mobilfunkdaten ran.

vag daten 300x300 vag telekom politik nuernberg datenschutz In Nürnberg hat sich die VAG in der Vergangenheit bereits alle Mühe gegeben, sich zum Buhmann der Stadt zu machen. Jetzt setzen die städtischen Verkehrsbetriebe noch einen drauf und wollen mit Hilfe der Deutschen Telekom Bewegungsdaten ihrer Kunden abgreifen.

Kleines Warm-up für Leser, die vielleicht nicht so bewandert in der Nürnberger Verkehrspoltik sind: Schon jetzt kostet eine Einzelfahrt mit dem öffentlichen Nahverkehr im Großraum Nürnberg mehr Geld, als man in Moskau, Prag, Seattle, Paris, New York, Barcelona oder Wien hinlegen müsste. Weitere Preissteigerungen sind bereits so gut wie ausgemacht.

Touristen, Gelegenheitsfahrer und andere potenzielle Neukunden werden bei ihrem Erstkontakt mal so richtig schön vor den Kopf gestoßen. Mal schnell mit der VAG in die Stadt fahren? Vergiss es. Nun kann man das alles auch wohlwollend betrachten und sagen: Na gut, das sind eben finanzpolitische Sachzwänge.

Extrem glaubhaft vermittelt

Aber jetzt hat die VAG mal so richtig schön ins Klo gegriffen. Ohne ihre Kunden zu fragen, hat die VAG -offensichtlich sogar am Stadtrat vorbei- eine Vereinbarung mit der Deutschen Telekom getroffen, um an die Mobilfunkdaten der eigenen Kundschaft  zu gelangen.

Zu den abgegriffen und verhökerten Daten des ahnungslosen VAG-Viehs gehören “Bewegungsprofil (…), Geschlecht als auch Altersgruppe und Heimatregion des Fahrgastes“.

Ach so. Das ganze ist natürlich selbsverständlich total anonym. Woher die VAG das weiß? Nun,  Elisabeth Seitzinger, Sprecherin der VAG, hat es nordbayern.de. erklärt:

Die Telekom hat uns extrem glaubhaft vermittelt, dass der Datenschutz penibel eingehalten wird

Extrem glaubhaft vermittelt. Ist das jetzt noch süß oder schon naiv? Doch, liebe VAG, wenn es um meine Daten geht, ist es mir ehrlich gesagt schnurzegal, wie naiv, blauäugig und leichtgläubig DU an diese Sache rangehst.

Mich überzeugt das nicht im Ansatz.

Datensätze und Begehrlichkeiten

Dafür habe ich in den letzten jahren schon viel zu viele Datenschutzschweinereien über Golem, Heise, Netzpolitik und Konsorten durch meinen Feedreader rauschen sehen.

Liebe VAG, mit der Nummer hättest Du vielleicht bei mir noch vor 20 Jahren durchkommen können. Inzwischen bin ich vollkommen desillusioniert, wenn mir jemand etwas im Hinblick auf Datenschutz  “glaubhaft versichert”.

Auch wenn die Daten anonymisiert bei Dir ankommen sollten (was ich Dir hahaha einfach so glauben soll), bei der Telekom sind sie das vor der Anonymisierung nicht. Und leider zeigt da die Erfahrung, dass vorliegende Datensätze irgendwann Begehrlichkeiten wecken und in Vorteile Dritter umgemünzt werden, auch finanziell.

Du, liebe VAG, kannst Dir dann Deine Hände in Unschuld waschen und bist doch trotzdem mit Schuld an diesem Datendesaster, dass Du am Stadtrat und an Deinen Kunden vorbei en passant einführen willst.

Auch den Schwachsinn a la “Aber hey, es gibt doch ein Opt-Out” kann ich inzwischen nicht mehr hören. Weil es nichts an der Erfassung ändert. Und ich im übrigen besseres zu tun habe, als bei jeder Klitsche einem Opt-out hinterherzurennen und mich so ganz nebenbei als datenbewusster Mensch outen soll.

Wenn Du, liebe VAG, den Datenschnorchler spielen willst, dann tu es gefälligst mit einem Opt-In!

Das Selbstverständnis staatlicher Institutionen

Dass Du dieses Gebahren der Telekom auch noch unterstützt und befeuerst, dafür hat sich bei mir eine ganze Weile das Wort verachtenswert angeboten. Doch damit würde ich Dir wohl Unrecht antun, da ich Dir eigentlich keine Böswilligkeit unterstellen will.

Eigentlich kann ich es mir nur so erklären, dass Ihr Euch habt einlullen und beeindrucken lassen, im Glauben, wenn etwas mit einer Hochglanzbroschüreoder als buntes Telekom-PR-Heile-Welt-Video daherkommt, dann müsse es besser sein als andere Lösungen.

Habt Ihr eigentlich in den letzten paar Jahren die Thematik Datenschutz nicht verfolgt? Ist es bei Euch in der VAG vorbeigegangen, dass die Bürger inzwischen, viel, viel, viel sensibler mit dem Thema umgehen und dass sich viel, viel, viel Skepsis in der Bevölkerung breitgemacht hat, wenn einer daher kommt und das Blaue vom Himmel verspricht?

Eigentlich würde ich von Dir, liebe VAG, erwarten, dass Du der Telekom eine schroffe Absage erteilst, dass Ihr die Ohren klingeln und dass Du denen mal eine kleine Lektion in Datenschutz erteilst. Und denen sagst,  dass Du nicht im Traum daran denkst, an so einem unseriösen, demokratieverachtenden Treiben teilzuhaben. Und dass Du sie mit einem gezielten, festen Tritt in hohem Bogen vor die Tür setzt.

Stattdessen, liebe VAG öffnest Du die Tür und gibst ein Beispiel für andere Städte, es Dir gleichzutun.

Die VAG ist ein städtischer Verkehrsbetrieb, der sich für die Interessen der Bürger einsetzen sollte. Stattdessen spielt sie sich zum Türöffner auf und gibt den Startschuss für alle möglichen Datenabgriffe über das Handy, selbstverständlich alles nur im Interesse des Kunden.

Ein kleiner Vorgeschmack auf alles, was mit Big Data noch möglich ist.

Und Du, liebe VAG, bist von Anfang an, ganz vorne mit dabei!

[Update 19.3.15, 17 Uhr:

Nachdem es gegen das Vorhaben geballte Kritik  gab, hat die VAG jetzt eine Pressemitteilung rausgegeben, wonach sie das Projekt mit der Telekom gestoppt hat. U.a. heißt es darin:

Offensichtlich hatte die VAG jedoch die Informationsrelevanz unterschätzt, die das Thema bereits in der Pilotphase für die Kunden und Bürger haben würde und beendet deshalb das Projekt mit der Telekom.

/Update]

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Links aus der Blogosphäre (5)

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Für und 680 Journalisten soll Katar bei der Handball-WM Anreise und Unterkunft bezahlt haben.

In einem PR-Video des WM-Organisationskommitees fühlen sich die gebauchpinselten Vertreter des Pressehandwerks nun nicht gerade zur Kritik genötigt und loben das spendable Gastgeberland über den grünen Klee (Video und weiterführende Links):

Everything was good! Really perfect! Very special! A new level! Good service! No problems! You can feel how they take care about us! From every single aspect this is the best championship I ever have been! Amazing! Spectacular!

Hier wächst zusammen, was zusammengehört. Diese und andere äußerst fragwürdige Konstellationen rund um das globale Milliardengeschäft Sport (FIFA, Olympia usw.) beleuchtet Sportjournalist Jens Weinreich sachlich, kritisch und kompetent in seinem Blog Sports and Politics.


Bettina Röhl auf Tichys Einblick über Frauen- und andere quoten:

Quotenregeln sind hoheitliche belastende Verwaltungseingriffe auf der Basis eines Quotengesetzes, das explizit zu dem einen einzigen Zweck erlassen wurde, die Realität manipulativ zu verändern und dies im Sinne einer vorgegaukelten höheren Gerechtigkeit.


Ex-Pirat Christopher Lauer rantet sich im Interview mit Tilo Jung seinen Frust über  den parteipolitischen Betrieb vom Hals (Warnung: Extrem hohe Dichte des Wortes “Scheiße”)…

Wenn man die Berlinerinnen und die Berliner dazu zwingen würde, Plenar- oder Ausschussdebatten anzuschauen, also richtig zwingen würde – 3,5 Millionen Menschen müssen das gucken – dann stünden die nach zwei Monaten mit Fackeln und Heugabeln vor diesem Parlament und sagen: Hört auf mit der Scheiße!

Und auch zur pseudopolitischen Bin-dagegen-Klickerei und der meist ziemlich nutzlosen Petitionskultur haut Lauer einen raus. Petitionen? Nein, danke! Und warum?

Weil es nichts bringt! Dann tanzt dann wieder eine Person bei der Bundesregierung rum und sagt: Ja, wir haben fünf Millionen Unterschriften gegen Tierquälerei gesammelt. Dann steht dann ein besorgter Peter Altmaier und sagt: Ja, und wir nehmen das, was die Community und die Users da gemacht haben, sehr ernst. Und vielen Dank für die fünf Millionen Unterschriften. Dieser ganze Clicktivism und wir das da alles heißt, Crowdfunding und bla, da ist alles scheiße!

Der Mann hat ein Riesen-Ego. Von seinen Analysen kann man halten, was man will. Mangelnde Offenheit kann man ihm kaum vorwerfen.


Man sieht sie überall. Deppenleerzeichen!

Ob Bremsen Dienst, Motor Inspektion oder Tiger Wäsche. Auch bei mir herrscht teilweise Verwirrung über die korrekte Kombination von Substantiven. Seit 2004 gibt es deshalb das Blog Deppenleerzeichen, und ist seitdem unablässig um Dokumentation und Aufklärung bemüht.

Werden mehrere Substantive zu einem Begriff kombiniert, werden sie zusammengeschrieben. Wenn dadurch die Lesbarkeit leidet oder Sie ein fremdsprachiges und ein deutsches Wort miteinander koppeln, werden Bindestriche zwischen die Wortteile gesetzt.


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Kloppo schlägt die Vorratsdatenspeicherung

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Die Bundesregierung will eine 10-wöchige Vorratsdatenspeicherung einführen und mit was macht das Heute-Journal an just dem Tag auf, an dem dies bekanntgegeben wird? Bitte festhalten, nämlich hiermit:

Der Trainer eines Sportvereins will zum Saisonende die Segel streichen (Heute Journal, 15.4.2015, ZDF Mediathek).

Weil er nämlich ausgelaugt ist. Aha, echt wichtig. Pressekonferenz, Männer, denen die Stimme versagt und Archivbilder eines längst vergangenen Pokalsieges, bei dem betrunkene Haxenmillionäre rumgrölen (und man das, was sie brüllen zum Glück nicht hören kann).

Erst danach, beginnend mit Bildern von Charlie Hebdo, der Bericht über das, was Kritiker “anlasslosse Massenüberwachung der Gesamtbevölkerung” nennen.

Dann irgendwas.

Zur Krönung dieser denkwürdigen Sendung schließt das Heute-Journal in schwurbeliger Selbstbeweihräucherung mit der Bekanntgabe, dass die Heute-Journal-Moderatorin Marietta Slomka den Hanns-Joachim-Frierich-Preis erhalten hat.

Weil sie nämlich im Heute-Journal so tollen Journalismus macht.

GEZ-finanziert, zum Schaudern.

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Sympathische Gewalt

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In den Straßen von Baltimore herrscht die Gewalt. Doch – wie die WELT weiß:

(…) unter all den Szenen entfesselter Gewalt gab es auch ein sympathisches Bild.

Etwa Menschen, die sich Friedenslieder singend an den Händen halten? Polizisten mit Blumen im Haar? Eine bürgerliche Mehrheit, die vehement zur Gewaltfreiheit aufruft?

Nein. Die WELT erklärt uns, was da so sympathisch auf sie wirkt, nämlich das Bild…

(…) einer couragierten schwarzen Mutter namens Toya Graham, die ihren vermummten Sohn Michael aus der Menge der Gewalttäter herauszerrte, ihm kräftig eine langte und vor sich her nach Hause prügelte.

Hey, wir sind ja sowas von gegen Gewalt. Drum hauen wir jedem kräftig eine aufs Maul, der Gewalt ausübt und prügeln ihn vor uns her.

Und die WELT sieht zu und sagt:

Wie sympathisch und couragiert diese Gewalt doch ist!

Jetzt zitiert die WELT die “selbstbewusste Frau”, deren Sicht auf Gewalt offenbar eine Einbahnstraße ist:

Kriminelle Handlungen gutzuheißen gehöre nicht zu ihrem Erziehungskonzept.

Ah ja. Aber mal eine aufs Maul hauen, das ist, wenn man moralisch auf der richtigen Seite steht, vollkommen OK und gar nicht kriminell.

Und so verabreicht sie ihrem gewalttätigen Sprößling ganz pazifistisch “die Abreibung seines Lebens”.

Merke: Es gibt gute und schlechte Gewalt.

Schlechte Gewalt verdient Null Toleranz und muss hart bestraft werden. Übst Du gute Gewalt aus, dann lang ruhig kräftig zu.

Am Ende wirst Du noch zur “Mom des Jahres” vorgeschlagen.

Gute Gewalt – selbstbewusst, sympathisch und couragiert.

Dieser Artikel der WELT (der nicht als Kommentar gekennzeichnet ist), ist ein Paradebeispiel dafür, in welch bedauerliche Richtung sich der selbsternannte Qualitätsjournalismus entwickelt.

Anstatt sich distanziert und abwägend in die Rolle des Beobachters zu begeben, wird in der deutschen Medienlandschaft zunehmend reißerisch Partei ergriffen.

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Wenn der Kommentar-Pöbel Amok läuft

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Eins vorweg: Dieser Kommentar zum Kommentieren kann hier nicht kommentiert werden.

Denn seit 3. Juli sind Kommentare auf Netz10 deaktiviert und zum Ob, Wie und Warum will ich mich eigentlich am Ende des Sommers äußern.

Auch so seine Gedanken über das Kommentieren hat sich nordbayern.de gemacht, der Onlineauftritt des Verlags Nürnberger Presse, dessen Verbreitungsgebiet sich über ganz Mittelfranken sowie Teile Oberfrankens und der Oberpfalz erstreckt (NN Erstausgabe: 11.10.1945). Keine kleine Nummer also.

Der Verlag kündigt u.a. an

  • nur noch Kommentare zuzulassen, deren Login eine „nachvollziehbare postalische Adresse“ hat
  • Kommentatoren bei Beleidigungen den Zugang zu sperren
  • Beiträge, die „pauschalierend, polemisch oder unsachlich“ sind, zurückzuweisen
  • Kommentare zu bestimmten Themen in ein Forum auszulagern.

Und wirklich vieles von dem, was hier geschrieben steht, ist nachvollziehbar. Und ein „Recht aufs Kommentieren“ an sich gibt es in meinen Augen auch nicht (hätte ich sonst hier die Kommentare erst mal geschlossen?).

Früher haben die Leute der Zeitung Leserbriefe geschickt. Und die wurden dann veröffentlicht. Oder auch nicht. Kein Mensch wäre da auf die Idee gekommen, „Zensur!“ zu rufen.

Die Frage, welche Kommentare nun zugelassen werden sollen, ist eine Gratwanderung. Und auch für den kommentarliberalsten Blogger findet sich immer ein hämisch grinsender Troll, der die Grenzen so lang auslotet, bis sein Kommentar, wie gewollt, endlich geblockt wird.

Und nordbayern.de? Neben vielem Sinnvollem findet sich zur neuen Kommentarpolitik auch diese Passage:

Dazu gehört auch, dass Politiker Menschen mit Stärken aber eben auch Schwächen sind – so wie jeder von uns. Wer davon ausgeht, dass wir in einem von Fremden umzingelten Land leben, von HartzIV-Empfängern und Asylbewerbern ausgesaugt werden, zudem ausschließlich korrupte Politikern uns regieren und außerdem noch jede in Betrieben oder Organisationen Verantwortung tragende Person nur ihr eigenes (finanzielles) Interesse im Auge hat, der möge seine Kommentare an anderer Stelle absondern und nicht auf nordbayern.de.

Hier wird es aber jetzt echt problematisch. Im ersten Satz wird ein Schulterschluss mit der herrschenden Kaste postuliert (Politiker sind regelmäßig am unteren der Berufs-Beliebtheitsskala zu finden), den viele Menschen garantiert nicht mitmachen mögen. Wenn jetzt jemand denkt (egal jetzt, ob es stimmt oder nicht), dass Politiker eben nicht Menschen wie Du und ich sind – sind seine Kommentare dann nicht willkommen?

Es gibt nun mal Menschen (und es sind nicht wenige), die ein schlechtes Bild von Politikern haben. Und das ist legitim. Wie pauschal solche Urteile sind, dazu später mehr. Journalisten machen einfach andere Erfahrungen mit Politikern als „normale“ Menschen, denn Journalisten werden von Politikern gebraucht und umgarnt.

Ähnliches gilt für die anderen Themen, ganz egal, ob sie nun typisch rechte oder linke Positionen sind. Für ein Portal mit landesweiter Bedeutung sollte im Zweifelsfall gelten: Kommentar genehmigt.

Ich selbst habe schon Kommentare bei nordbayern.de abgegeben und ich habe bis heute nicht verstanden, warum sie nicht freigeschaltet wurden. Darum habe ich schon lange aufgehört zu kommentieren (ähnliches gilt für tagesschau.de) und so kommt am Ende wahrscheinlich nur noch eine ganz bestimmte Klientel zu Wort.

Noch ein Wort dazu, dass keine Kommentare zugelassen werden sollen, die „pauschalierend, polemisch oder unsachlich“ sind:

Übertreibung kann auch ein Stilmittel sein. Und: Wenn das der allgemeingültige Maßstab dafür sein soll, was man im „Qualitätsjournalismus“ landesweit lesen darf, dann würde das erhebliche Lücken in viele Publikationen reißen (mit nordbayern.de sind wir hier noch vergleichsweise gut bedient). Von wegen Pauschalisierung und so. Stichwort: Pleitegriechen.

Ein bisschen überspitzt gesagt: Während andere große Medien permanent pauschalierend Stimmung gegen irgendwelche Gruppen machen, beschweren sich plötzlich wieder andere Medien darüber, dass sie jetzt die Kommentare ernten, die ihre pauschalierenden Medienkumpel gesäht haben.

Soll der Qualitätsjournalismus doch erst mal selbst dafür sorgen, dass in seiner Branche die Standards eingehalten werden, die man auf nordbayern.de für Kommentatoren fordert. Also liebe Freunde von nordbayern.de, schreibt dem Dieckmann doch mal einen Brief, dass er sich endlich an die Standards halten soll, damit bei Euch nicht der Kommentar-Pöbel Amok läuft.

Der Unterschied bei pauschalierenden Inhalten ist: Für uns als Leser ist kein Knopf da, mit dem man so manch geschriebenen, tendenziell-manipulativen Müll blockieren könnte.

Jetzt. Für alle. Immer.

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Verrückte Welt (3)

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Die Welt erklärt – in kurzen Sätzen:
horror politik nuernberg medien mannheim google

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Hackerfest im Bundestag

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bundestag 150x114 politik pau IT hacker bundestag Nachdem sich herausgestellt hat, dass das IT-Netzwerk des Deutschen Bundestages ein Hackerfest war, vermeldet heute die Tagesschau: Bundestag soll hackerfest werden (man beachte das kleine h).

Interessant dazu eine Aussage der Vizepräsidentin:

In einer Sitzung des Ältestenrates vor dem Sommerpause hatte die Vizepräsidentin des Bundestags, Petra Pau (Die Linke), bereits angekündigt, dass in dieser Frage „auch unbequeme Entscheidungen denkbar“ seien.

Es ist gerade mal drei Jahre her, da twitterte Pau (vgl. Netz10 Juli 2012: Habt Ihr auch so doofes Wetter? – Wenn Politiker twittern):

Bildschirmfoto 20.07.2012 112505 politik pau IT hacker bundestag

Nun weiß ich nicht, ob es sich dabei um Paus eigenen Computer handelte, oder ob sich gar dienstliches darauf befand. Aber eine Frage drängt sich da schon auf:

Könnte es wirklich sein, dass eine der höchsten Politikerinnen des Landes auf den anonymen Zuruf irgendeines Zwitscher-Heinrichs einen x-beliebigen „Computerdoktor“ in Hinter-Bayern aufsucht und vertrauensseelig Kaffetrinken geht, bis der unbekannte Herr Doktor das Problem gefixt hat?

Könnte es wirklich sein, dass wir uns keinen internen IT-Experten leisten, der notfalls durch die halbe Republik eilt, um unseren Politikern ihr Windows zu fixen („Sie hätten während des Updates nicht den Stecker ziehen sollen, Frau, äh, Pau“. So, Sie können jetzt weitertwittern“).

Hackerfest im Bundestag…

(Foto: Netz10 – Public Domain – Mehr Public Domain Fotos des Bundestags)

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Warum der Kampf gegen Werbeblocker ziemlich aussichtslos ist

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Immer mehr Menschen nutzen im Netz einen Werbeblocker (Addon für Firefox). Doch laut heute.de blasen jetzt Teile der Reklamevermarkter zur Gegenoffensive. Wer Werbung blockiert, dem sollen künftig auch keine Inhalte mehr angezeigt werden  – die Blocker sollen geblockt werden.

Weiter unten möchte ich erörtern, warum die Blockade von Nutzern mit Reklameblocker ziemlich schwierig werden dürfte, wo deren politische Grenze ist und warum der Niedergang der Verlage unaufhaltsam scheint. Doch zunächst zum lustigen Teil:

Dreht Apple denn jetzt völlig durch?

Dass jetzt sogar Apple angekündigt hat, einen Reklameblocker in seinen Browser Safari zu implementieren, das bringt den Online-Vermarkterkreis (OVK) so richtig auf die Palme (Hervorhebungen durch mich):

Wenn der US-Konzern den Werbern nun den Geldhahn abdrehen wolle, sei dies eine „inakzeptable Ausnutzung seiner Marktstellung zum Nachteil der Nutzer„, erklärt der Online-Vermarkterkreis (OVK) in einer ersten Stellungnahme. Das Argument: Wer Werbung unterdrückt, unterdrückt letztlich auch die Inhalte, die durch Werbung finanziert werden.

Quelle (nicht verlinkt wegen drohender Depublizierung): http://www.heute.de/kriege-der-blocker-bei-onlinewerbung-wenn-das-video-nur-ohne-adblocker-laeuft-40137192.html )

Mit anderen Worten (meine Interpretation):

Jeder vierte Nutzer in Deutschland (so hoch ist inzwischen die Quote der Werbeblockierer) ist ein Nincompoop Mensch, der keine Ahnung hat, was gut für ihn ist und muss deshalb solange an die Hand genommen werden, bis er kapiert, dass Reklame nur zu seinem Vorteil ist.

Jeder vierte in diesem Lande ist vollkommen auf dem Holzweg, z.B. weil er glaubt, dass Reklame das Geschwür am Arsch der Marktwirtschaft ist. Oder dass Werbung nervt und das Hirn mit falschen Werten verschmutzt. Oder dass Werbung im großen Stil die Glaubwürdigkeit der redaktionellen Unabhängigkeit mindert. Oder was auch immer die Gründe für den einzelnen sein mögen, Reklame zu blockieren.

Wir alle sind dieser Lesart nach offenbar geistig Verwirrte, die fälschlicherweise in der Blockade von Reklame einen Vorteil zu sehen glauben. Wie töricht, der OVK weiß es besser. Nein, wir alle irren. Die wunderbare blinkende Flut voller Doppelwhopper, Abführmittel und DSL-Verträgen ist für uns nämlich eigentlich ein Segen. Nur sind wir zu doof, zu erkennen, dass Reklame für uns ein Vorteil ist.

Das Konzept des mündigen Bürgers endet für den OVK offenbar da, wo Reklame für Fußpilzsalbe beginnt.

Den Vorwurf, dass blockierte Reklame auch Inhalte blockieren würde, macht der OVK noch nicht mal uns, dem uneinsichtigen, verblendeten Viertel der Alles-Umsonst-Woller, dass nicht in der Lage ist, selbst einzuschätzen, was für uns von Vorteil ist und was nicht.

Nein, die Kritik richtet sich an Apple, weil die nämlich ihre Markstellung zu unserem Nachteil ausnutzen. Und das ist schon ziemlich entlarvend, weil es zeigt, wie die Werbeindustrie den Leser betrachtet: Nicht als ein eigenständig denkendes Wesen mit individueller Motivation, sondern als wirtschaftliche Ressource, die Apple oder der OVK nach Belieben formen, nutzen, beeinflussen oder zu barer Münze umwandeln können.

Die Merkel hat’s doch gesagt: Daten sind die Ressource der Zukunft. Und da geht es nicht nur darum, Daten zu schürfen. Nein, Daten sollen auch hinterlassen werden.

Wen wundert es da, dass genau für dieses unterbelichtete Publikum Inhalte auf dem entsprechenden Niveau gemacht werden?

Werbeblocker blockieren ist doch ganz einfach

Zu erkennen, ob jemand einen Werbeblocker nutzt und ihm deshalb keine Inhalte zu liefern, ist kein Hexenwerk. Die technische Umsetzung dürfte zunächst einmal ziemlich einfach sein.

Nur schläft die Gegenseite aber auch nicht. Nehmen wir an, diese Methode wird erfolgreich umgesetzt. Dann wird Reklame eben künftig nicht so blockiert, dass sie erst gar nicht angefordert wird. Sondern sie wird eben brav angefordert (komplette Seite mit Werbung). Und blockiert (also nicht angezeigt) wird sie dann eben nur lokal.

Das ist zwar eine Verschwendung von Bandbreite, doch was Hans Durchschnitt lokal auf seinem Rechner blockiert, das bleibt für den Werbetreibenden nicht nachvollziehbar.

Diese Technik nutze ich heute schon auf ziemlich simplem Niveau, nämlich bei Radiosendern, die zu Beginn eine Minute lang Werbung spielen, bevor der eigentliche Stream beginnt. Also starte ich den Stream und schalte die erste Minute auf lautlos. Der Sender verbucht dies werbetechnisch als Erfolg, denn der Werbestream wurde ausgeliefert. Wie und was ich lokal blocke, kann der Sender aber nicht wissen.

Die Quadratur des Kreises

Was wir bald erleben, könnte der Auftakt zu einer Art Wettrüsten sein, ein technischer Wettlauf um die Blockade von Werbung und das Erkennen derselben. Am Ende mag es schon sein, dass große Anbieter mit Werbung es schaffen, ihre werbeblockierenden Nutzer auszugrenzen.

Das Problem dabei ist: Eigentlich ist das genau das, was große Anbieter nicht wollen.

Für viele Nutzer wiegen die Nachteile von Werbung viel höher, als der Vorteil von Inhalten, die auch nur von der DPA sind und die man anderswo genauso lesen kann. Die suchen die Seite lieber nicht mehr auf, bevor sie Werbung zulassen.

Die ersten Erfahrungen mit Paywalls in Deutschland (und deren magere Erträge) haben den Verlagen gezeigt, dass viele Menschen einfach nicht bereit sind, für Inhalte zu bezahlen. Da helfen nur hochwertige, exklusive, gut recherchierte Stories.

Es ist wie die Quadratur des Kreises: Einerseits mit Inhalten Geld verdienen zu wollen und andererseits trotzdem die große Reichweite zu behalten (die eben auch in der kostenlosen Verfügbarkeit begründet ist) – wie soll das funktionieren?

Wenn der Tag kommt, wo ich mit Werbeblocker keine Inhalte mehr bekomme, dann ist das für mich OK, denn es liegt eben im Ermessen des Seitenbetreibers, ob er will, dass seine Inhalte gelesen werden. Das steht jedem Anbieter zu, genauso wie das Errichten einer Paywall.

Solche Seiten werde ich dann eben nicht mehr besuchen (das liegt nämlich in meinem Ermessen), auch deshalb, weil ich mir sicher bin, dass ich die meisten der zentral angelieferten Inhalte so oder ähnlich eben auch woanders bekomme.

Denn durch die Beobachtung der Medien über viele Jahre bin ich zu der Überzeugung gekommen, dass kein Geld für Inhalte noch das kleinere Übel für große Anbieter ist.

Der Super-GAU ist es jedoch, wenn ihre Reichweite schrumpft und sie nur noch eine zahlungswillige exklusive Minderheit erreichen. Denn damit versinken sie im Meer der Bedeutungslosigkeit, zumindest wenn es darum geht, wer die Meinungshohheit im Lande ausübt.

Dass sich große Anbieter im Netz aus der durch sie dominierten Meinungsbildung der Bevölkerung zurückziehen und das Feld denen überlassen, die Inhalte für mau und ohne Werbung anbieten, das ist so gut wie ausgeschlossen.

Denn wir sollen wissen, was Merkel denkt und tut, warum der Mindestlohn so toll ist und wieviele Dinger Bayern Münchens Haxenmillionäre irgendeiner Losertruppe ins Netz gesemmelt hat. Denn das ist der Schmierstoff, der den ganzen Laden am Laufen hält.

Dazu ist die politische Funktion der Verlage als vierte, demokratisch nicht legitimierte Gewalt viel zu wichtig.

Sonst hätten sie längst schon alle die Paywalls hochgezogen, wenn es nur um Geld ginge. Denn ihre Inhalte sind ja Geld wert, sagen sie. Und wer das nicht zahlen will, bleibt eben außen vor.

Die Verlage haben es nicht getan, weil sie den Einbruch ihrer eh schon wegbröckelnden Reichweite am allermeisten fürchten.

Das ist der Grund, warum es bisher weder zu strikten Paywalls, noch zur Blockade von Werbeblockern gekommen ist. Und warum wir nur halbherzige Versuche gesehen haben, aus Verlagsinhalten im Internet konsequent Geld zu machen. Warum es maximal heißt: „Die ersten 10 Artikel sind frei, danach musst Du zahlen“ oder „Wenn darauf verlinkt wird, kann man es trotzdem lesen“ usw.

Weil die Verlage die Quadratur des Kreises wollen: Geld für die Inhalte, aber trotzdem irgendwie die volle Verfügbarkeit für alle. Weil die Aufmerksamkeit der Masse am Ende wichtiger ist als Geld. Auch wenn es wehtut.

Der letzte Strohhalm, der dann noch bleibt, ist der Versuch, so eine Art Verlags-GEZ einzuführen. Das dürfte aber schwierig werden für eine Branche, die als faktisch vierte Gewalt demokratisch rein durch gar nichts legitimiert ist.

Wenn Inhalte durch Paywalls bezahlt werden müssen oder an den Konsum von Reklame gekoppelt werden, dann ist der Niedergang der Verlagsdominanz unausweichlich.

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Sigmar Gabriel und sein seltsames Verständnis von der „Kultur des Zusammenlebens“

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Wenn es um „unsere Kultur des Zusammenlebens“ geht, hat der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel eine recht selektive Sicht auf die Dinge. Gabriel will nämlich Artikel 1-20 des Grundgesetzes auf Arabisch drucken lassen, um sie unter Flüchtlingen zu verteilen. Gute Idee, doch warum dies ausgerechnet über die Bildzeitung bekanntgeben, ein Blatt das in „unserer Kultur des Zusammenlebens“ bereits immensen Schaden angerichtet hat?

Gabriel am Mittwoch Morgen bei Twitter:

grundgesetz twitter gabriel bild 300x111 twitter politik medien gabriel bild

Dass das hohe Lied von der „Kultur des Zusammenlebens“ irgendwie ein Widerspruch ist, wenn man es in der Bildzeitung singt, ist anderen auch aufgestoßen, nicht nur mir (netz10.de bei Twitter):

netz10 gabriel bild twitter politik medien gabriel bild

Natürlich hat Herr Gabriel zu viel zu tun, um zu antworten. Oh, kurz nach Gabriels Offenbarung um seine Sorge der „Kultur des Zusammenlebens“ machte übrigens diese Meldung die Runde:

Der Axel Springer Verlag muss dem Fernsehmoderator Jörg Kachelmann für eine groß angelegte Schmierenkampagne 635.000 Euro Schmerzensgeld zahlen.

Ach Herr Gabriel: Drucken Sie doch mal den Pressekodex 2mal auf Deutsch. Lesen Sie eine Kopie und schicken der Bildzeitung die zweite Kopie. Und dann ziehen Sie Ihre Schlüsse.

Wegen der „Kultur des Zusammenlebens“ und so.

Denn die ist Ihnen ja besonders wichtig…

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VW-Betrug im Land des Lobbyismus

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Der VW-Betrug mit Dieselmotoren hätte so wahrscheinlich nie passieren können, wenn Volkswagen den Programmcode des Motorsteuergeräts hätte offenlegen müssen.

In Es läuft schreibt die Tagesschau (Hervorhebungen durch mich):

Die Behörden kamen VW erst nach einem Jahr Arbeit auf die Schliche, weil ihnen der Programmcode des Motorsteuergeräts nicht vorlag. Die betrügerische Abschalteinrichtung im Quellcode der „Engine Control Unit“ zu finden, müsste für Experten möglich sein, wenn denn dieser Quellcode bekannt wäre.

(http://www.tagesschau.de/wirtschaft/abgasskandal-fragen-101.html)

volkswagen 300x255 vw politik opensource Nun ist es aus Sicht von VW („Danke für 25 Jahre Treue“) noch nachvollziehbar, dass ein Autokonzern seinen Programmcode nicht als Open Source veröffentlichen möchte (im vollen Sinne der Open Source Initiative). Denn das würde ja bedeuten, dass Konkurrenten auf den Code zugreifen und ihn (salopp gesagt) verwenden könnten.

Aber dass der Code noch nicht mal den Behörden gegenüber (die die Einhaltung der Gesetze überwachen) offengelegt werden muss, mutet schon seltsam an. Mir drängt sich da der Eindruck auf, dass aus „Wir müssen unsere Wirtschaft vor Spionage schützen“ ein willkommenes Deckmäntelchen gemacht wird, um den eigenen Beschiss zu verschleiern.

Weg von dieser spezifischen Situation des stark gesundheitsgefährdenden Abgas-Beschisses zugunsten einiger weniger, hin zu einer allgemeineren Betrachtung:

Dass diese und ähnliche Gesetze auf die Autoindustrie zugeschneidert sind, ist kein Wunder. Alleine in Brüssel hat VW 43 Lobbyisten sitzen (Daimler 14, BMW 8). Man kann es nur vermuten, aber der Lobbyismus ist wahrscheinlich auch daran mitschuldig, dass Open Source vom Staat nicht konsequent gefördert wird, weil profitorientierte Lobbyisten natürlich immer geschlossene Lösungen favorisieren werden, um ihren eigenen Vorteil zu maximieren.

Dass man als Bürger keinen Zugang zu seiner eigenen Vertretung hat, während Wirtschaftslobbyisten ein- und ausmarschieren, in Parlamenten sogar ihre eigenen Büros haben und an Gesetzen mitschreiben, ist ein Witz.

Der real existierende Lobbyismus ist zutiefst antidemokratisch, verstärkt die sozialen Unterschiede und öffnet der Korruption Tür und Tor. Oder wie es der Verhaltenswissenschaftler Norman Loeckel einmal in einem interessanten Gastbeitrag auf Abgeordnetenwatch gesagt hat: Der Lobbyismus hebelt die repräsentative Demokratie aus.

Warum man in so einer Wirtschaftsrepublik überhaupt noch wählen gehen soll, das wird man uns sicher versuchen zu erklären und zwar ziemlich intensiv – in der letzten Woche vor der nächsten Wahl.

(Update: War ursprünglich aus Versehen mit „osbn“ getagged, sorry)

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Denk mal an VW, Du Opfer!

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Der VW-Abgasskandal wird meist nur mit Blick auf Volkswagen und die deutsche Wirtschaft betrachtet. Über die Opfer und die gesundheitlichen Folgen des Betruges liest man wenig.

stau in nuernberg sw yellow vw volkswagen verkehr politik medien auto

Im Bild: Stau vor dem Opernhaus in Nürnberg

Typische Sichtweisen und Fragestellungen der letzten Tage waren:

  • Muss Winterkorn zurücktreten?
  • Fällt der Aktienkurs schon wieder?
  • Was bedeutet das für die deutsche Wirtschaft?
  • Wussten die Manager von dem Betrug?
  • Wieviel Abfindung bekommt Winterkorn?
  •  Wieviel Strafe muss VW bezahlen?
  • Nimmt „Made in Germany“ großen Schaden?
  • Wie kann VW „Vertrauen zurückgewinnen“?
  • usw. usw.

Nicht nur Zeitungen, auch viele Blogs und alternative Medien haben diesen Blickwinkel angenommen. Ja, auch dieses Blog. Auch wenn die inhaltliche Auseinandersetzung eine andere ist, die Form ähnelt sich.

Im öffentlichen Diskurs interessanterweise fast unberührt bleiben Fragen, rund um das Thema:

Warum gibt es diese Grenzwerte und welche Folgen haben die betrügerische Überschreitung?

Fragen und Themen wie:

  • Ist der Ausstoß in den letzten Jahren gestiegen oder gefallen?
  • Welche Krankheitsbilder werden durch Abgase hervorgerufen?
  • Warum ist Stickoxid so gefährlich für den Menschen?
  • Wieviele Menschen müssen durch den Betrug mit gesundheitlichen Schäden rechnen?
  • Müssen wir für einige Menschen gar mit Todesfolgen rechnen?
  • Werden die Grenzwerte für Städte eigentlich eingehalten?

Um die letzte Frage zu beantworten: Nein, sie werden es nicht, denn in jeder 2. deutschen Innenstadt liegen die Stickoxid-belastungen über dem Grenzwert. Doch darüber lesen wir nichts.

Statt „Wie steht es um die Gesundheit der Opfer?“ wird lieber gefragt „Wie geht es mit VW wieder aufwärts?“

Nicht nur bei diesem Thema: In der Berichterstattung der Medien ist eine Tendenz zu erkennen, die es auch bei anderen Straftaten gibt: Medien neigen dazu, die Welt aus der Sicht der Täter zu sehen. Berichte über und aus der Sicht der Opfer sind rar.

TV-Dokus über Täter und lange Lesestücke aus Tätersicht sind angesagt. Die sind sexy.

Qualitätsmedien werfen Bloggern und den „sozialen Netzwerken“ ja schon mal gerne vor, dass sie sich in einer Filterblase bewegen. Und dieser Vorwurf ist wahrscheinlich ziemlich richtig.

Und dann gibt es noch viele v.a. ältere und internetferne Leute: Menschen, die ihre Neuigkeiten fast ausschließlich nur aus Tagesschau, Tageszeitung und Radio beziehen.

Und das sind viele Menschen. Und für sie findet der VW-Skandal dann eben fast ausschließlich mit dem Fokus auf den Verursacher statt.

Das ist die viel größere Filterblase.

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Frau Bundeskanzlerin, wir schaffen das!

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Laut „Experten“ ist Angela Merkel Favoritin für den Friedensnobelpreis. Das sollte uns Angst machen.

merkel public domain politik nobel merkel Schließlich ist es erst ein paar Tage her, da hat in Kundus der Friedensnobelpreisträger von 2009 dem Friedensnobelpreisträger von 1999 den Arsch unter dem Krankenhaus weggebombt (Liste der Friedensnobelpreisträger).

Liebe, verehrte Bundeskanzlerin Merkel:

Ich mache mir Sorgen um Ihren guten Ruf. Wenn man Sie also wirklich vor das Nobelpreiskommitee zerren sollte, um Sie zu zwingen, diesen gefährlichen Preis anzunehmen, dann sind Sie doch bitte so nett, pullen einen astreinen Reich-Ranicki und sagen:

Es tut mir leid. Ich nehme diesen Preis nicht an!

Meine Unterstützung haben Sie. Wir schaffen das!

Exkurs: Kleine Theorie des Expertentums

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HTTP 301 und die Vorratsdatenspeicherung

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In der Diskussion um die Vorratsspeicherung hört man immer wieder das Argument „Wer nichts zu verbergen hat, braucht auch nichts zu befürchten.“. Am Beispiel eines simplen Redirect (HTTP response status code 301) wird jedoch deutlich, wie wenig Kontrolle auch ein „anständiger“ Bürger darüber hat, welche Seiten bzw. Medien er eigentlich anfordert.

Apache portraits vorratsdatenspeicherung vds politik osbn linux apache Für Webseitenbetreiber mit Zugriff auf die Datei htaccess (Apache Webserver) ist es nämlich ein leichtes, jeden Besucher auf eine beliebige (auch externe) Seite umzuleiten. Auch auf Seiten, die ein Nichts-zu-verbergen-haber lieber nicht auf Vorrat mit seinem Namen in Verbindung gebracht sehen will.

Nehmen wir z.B. an, Sie wollen die Seite netz10.de/harmlose-seite.html besuchen. Doch durch einen simplen Eintrag in die htaccess (Aufwand: 2 Minuten) werden Sie am Ende auf einer ganz anderen Seite landen:

<IfModule mod_rewrite.c>
RewriteEngine On
RewriteCond %{REQUEST_URI} harmlose-seite [NC]
RewriteRule ^ http://example.org [R=301,L]
</IfModule>

In diesem Fall leite ich eingehende Anfragen „nur“ auf die harmlose Seite example.org um – probieren Sie es aus und klicken auf obigen Link. Auch beim vorherigen darüberhoovern ist die Umleitung nicht zu erkennen.

Mit anderen Worten: Sie haben null Kontrolle darüber, wohin Sie der Wewbmaster hinleitet. Weniger nette Webmaster haben also die Möglichkeit, Sie auf Seiten mit kriminellen, unerwünschten, peinlichen, drastischen, unmoralischen usw. Inhalten umzuleiten und dagegen sind Sie machtlos. Und der Besuch geht in der Großen Datenbank trotzdem auf Ihr Konto.

Dasselbe gilt natürlich analog für Linkverkürzungsdienstleister wie Bitly. Auch das Einbetten und Nachladen von 1 Pixel großen Bildern von fragwürdigen Seiten ist denkbar. Dann kriegen Sie es noch nicht mal mit, dass Sie eine kriminelle Seite aufrufen.

Das sind nur ein paar Beispiele, wie man als Nutzer (auch wenn man nichts zu verbergen hat) ungewollt in unerwünschte Fahrwasser geraten kann – und das vollkommen zu Unrecht.

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Vorratsdatenspeicherung: Das war nichts, ZDF!

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Am Freitag hat der Deutsche Bundestag die Vorratsdatenspeicherung beschlossen. Ein Gesetz, dass in Augen vieler Kritiker einen der größten Einschnitte in das Persönlichkeitsrecht darstellt und das so umstritten ist, dass es nicht wenige gar für verfassungswidrig halten.

Just am selben Tage platzte auch die Story, die Fußball-WM 2006 sei mutmaßlich gekauft gewesen, machte große Schlagzeilen und begrub das Thema VDS unter sich (was ganz bestimmt nur Zufall war).

Schön, dachte sich also der Betrachter der Heute-Sendung vom 16.10.2015 um 19 Uhr. Aber ein so umstrittenes Gesetz wie die Vorratsdatenspeicherung wird dann ganz sicher auf Platz 2 der Nachrichtenmeldungen kommen. Was sich als Irrtum herausstellte:

heute twitter vds vds TV politik news nachrichten medien heute fernsehen

Geschlagene 9 Minuten dauerte es, bis die ZDF Heute-Sendung über die VDS berichtete. Was mir, diplomatisch formuliert, unangemessen erscheint.

[UPDATE: Zu selbigem Thema – wenn die Absichten eines Fußballtrainers wichtiger sind als die Absichten der Regierung: Kloppo schlägt die Vorratsdatenspeicherung]

Besser machte es da übrigens die Tagesschau um 20 Uhr, die das Thema gleich nach der WM-Geschichte brachte. Obwohl man selbst da noch diskutieren könnte, welches Thema die größere Relevanz für die Gesellschaft hat.

Traurig, aber wahr: Die Heute-Show mit Gernot Hassknecht und Oliver Welke mausert sich mehr und mehr zu einer Sendung, in der man sich besser informiert fühlt als beim Original.

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So haben die Nürnberger MdBs zur Vorratsdatenspeicherung abgestimmt

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Auch die Nürnberger Bundestagsabgeordneten waren bei der Abstimmung zur Vorratsdatenspeicherung natürlich zur Wahl aufgerufen.

Vor Jahren fragte man sich bei solchen Abstimmungen noch, wie man wohl rausfinden könne, wie die eigenen Abgeordneten wohl abgestimmt haben. Dank des Portals Abgeordnetenwatch sind solche Fragen inzwischen schnell gelöst. Einfach die Postleitzahl für den eigenen Wahlkreis eingeben und schon sieht man, wie die Bundestagsabgeordneten angestimmt haben:

466px Wappen von Nürnberg.svg  150x150 wöhrl weinberg vds politik nuernberg

Fangen wir mit Nürnberg-Nord an:

  • Harald Weinberg (Linke): hat sich an der Abstimmung nicht beteiligt
  • Gabriela Heinrich (SPD): dagegen gestimmt
  • Dagmar Wöhrl (CSU): zugestimmt

Und nun noch Nürnberg-Süd:

  • Martin Burkert (SPD): zugestimmt
  • Michael Frieser (CSU): zugestimmt
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