Rund 30 Menschen sind am Sonntag zu einem Wahlkampfauftritt von Claudia Roth in das Fürther Bistro “Kleine Welt” gekommen.
Mit dem Motto “Du fragst, Claudia schwitzt” war den Besuchern ein “WählerInnen-Dialog” versprochen worden.
Gut eine Stunde dauerte der Auftritt. Ein Dialog kam dabei freilich nicht heraus.
Die gut gelaunte Claudia Roth verlor sich immer wieder in minutenlange Monologe, so dass die Zahl der gestellten Fragen am Ende recht überschaubar blieb.
Lockere Begrüßungsrunde
Nach der lockeren Begrüßung von Roth durch die Fürther Grünen entwickelte sich dann schnell, was Pädagogen “Frontalunterricht” nennen. Kein Plausch in der Runde. Roth steht vorne, vor der Vitrine. Das Publikum sitzt frontal gegenüber, fragt und lauscht. Zu einer Diskussion kommt es nicht.
Das meist grün angehauchte Publikum kam da über die Rolle des Stichwortgebers nicht hinaus.
Als die eigentlich letzte Frage bereits beantwortet war, drängte sich noch ein Mann ins Lokal und sagte laut:
Frau Roth, wie schwarz sind Sie eigentlich?”
Es war der einzige Moment, in dem ein Hauch von Kritik aufkam. Ein Moment, in dem Polit-Profi Roth für eine lange Sekunde rhetorisch ins Schlingern kam, bevor sie sich nach einem Bekenntnis zu grüner Politik und unter Applaus wieder auf den Weg machte. Natürlich nicht, ohne einen Blumenstrauß entgegenzunehmen.
Zuvor hatte sich Roth eine gute Stunde lang voll in ihrem Element gefühlt. Bis zu 10 Minuten nahm sich Roth, um eine einzelne Frage zu beantworten, wobei sie den thematischen Rahmen der Frage teils recht locker interpretierte.
Aus der quietschbunt gekleideten Roth sprudelten eloquent die Argumente für grüne Politik. Roth referierte im Tempo eines Duracell-Hasen. Ein “Dialog” mit den “WählerInnen” war das freilich nicht. Statt “Du fragst, Claudia schwitzt” wäre ein treffenderes Motto gewesen “Du fragst, Claudia hält einen Monolog, der irgendwie zum Thema passt“.
Irgendwie wie bestellt und nicht abgeholt wirkte da der grüne Landtagskandidat, Norbert Schikora. Der hatte sich den Termin vielleicht anders vorgestellt, stand am Ende aber eine geschlagene Stunde fast wortlos neben Roth.
Eine Stunde ist nicht viel Zeit. Bemerkenswert ist es trotzdem, dass trotz Roths hoher Wortdichte einige Themen überhaupt nicht vorkamen. Kein Wort verlor Claudia Roth z.B. über den aktuellen Überwachungsskandal.
Fairerweise muss man sagen: Es hat sie auch niemand danach gefragt. Wobei sie natürlich auch über viele andere Themen redete, nach denen niemand gefragt hatte.
Bussi links, Bussi rechts und schon ist die grüne Claudia wieder unterwegs zum nächsten Termin.
Was bleibt, ist das Gefühl, dass diese Veranstaltung den Grünen wohl kaum eine einzige zusätzliche Wählerstimme beschert. Filterbubble. Theoretisch zumindest, da das Publikum überwiegend der eigenen Klientel zuzuordnen war. Hier fand so eine Art preaching to the converted statt.
Praktisch finden solche Termine für die Öffentlichkeit ja eigentlich immer durch die Presse statt. Mal sehen, wie die Fürther Nachrichten über den Auftritt berichten werden, die für diesen Termin die faktische Interpretationshoheit innehaben. Dass hier vier Zeitungen mit derselben Schlagzeile herauskommen ist per Definition ausgeschlossen.
Man könnte Roth wohl auf jeden Marktplatz stellen und ihr sagen, sie solle über grüne Poltik reden. Da würden ihre Augen glänzen. Käme man am nächsten Tag vorbei, wäre sie wahrscheinlich immer noch am reden und gestikulieren. Hier ist sie in ihrem Element und nicht zu bremsen.
Vielleicht liegt es ja auch an der Demut und Zurückhaltung des Fürther Publikums. Aber von den vielzitierten “Sorgen und Nöten der lieben Mitbürgerinnen und Mitbürger” dürfte Roth wohl wenig mitgenommen haben. Kein Wunder, bei einem “rhetorischen Ballbesitz” von (geschätzt) über 90%.
(Alle Bilder: netz10.de)
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