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Lobbyismus-Studie: “Unausgesprochene moralische Verpflichtung”

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Während 164 Staaten inzwischen die UN-Konvention gegen Korruption ratifiziert haben, verweigert Deutschland (gemeinsam mit Ländern wie Nordkorea, Saudi-Arabien und Syrien) noch immer seine Zustimmung zu diesem völkerrechtlich bindenden Vertrag.

Die Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) hat jetzt eine empirische Studie über den Einfluss von Lobbyismus durchgeführt. Die Studie zeigt in meinen Augen, dass die Grenzlinie zwischen Lobbyismus und Korruption nicht immer eindeutig zu ziehen ist und Lobbyismus eine subtile Form der Beeinflussung ist.

In einem heute erschienenen Gastbeitrag auf abgeordnetenwatch.de zur Studie schlussfolgert Norman Loeckel von der LMU, dass für Entscheidungsträger die “Schwelle zur Käuflichkeit” überraschend klein sei.

Was viele vielleicht schon vermutet hatten, wird laut Noeckel durch die Studie bestätigt. Demnach führten

(…) Zuwendungen zu stark verzerrten Entscheidungen auch in Situationen, in denen man es eigentlich nicht erwarten dürfte.

Interessant ist dabei, dass Lobbyismus keine Form der direkten Einflussnahme zu sein scheint (Geld gegen Leistung). Vielmehr führen Zuwendungen an Entscheidungsträger (Politiker…) unterschwellig zu verzerrten Entscheidungen.

Solche Entscheidungen fallen selbst dann tendenziell zu Gunsten des Leistungsgebers (Lobbyisten), wenn die Zuwendung nicht an eine überprüfbare Gegenleistung gebunden ist. Laut Noeckel

(…) empfinden die Entscheidungsträger eine unausgesprochene moralische Verpflichtung im Interesse der Zuwendungsgeber zu entscheiden.

Gut möglich also, dass sich viele Entscheidungsträger nur bedingt darüber bewusst sind, wie der Kontakt mit Lobbyisten ihre eigenen Entscheidungen beeinflusst, so dass diese tendenziell gegen das Interesse des Allgemeinwohls gerichtet sind.

Weiterhin zeigte sich in der Nachbefragung, dass die Entscheidungsträger systematisch ihre eigene Fähigkeit überschätzten, dem psychologischen Effekt der Zuwendung widerstehen zu können.

Etwas drastischer formuliert könnte man auch sagen: Politiker haben oft keine Ahnung, wie sie durch Lobbyisten manipuliert werden.

Die deutschsprachige Seite Lobbycontrol (“Initiative für Transparenz und Demokratie“) ist übrigens eine sehr gute Anlaufstelle für aktuelle Informationen und Entwicklungen rund um das Thema Lobbyismus.

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Pyrotechnik an Silvester (und im Fußball-Stadion…)

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Bengalos im Stadion Nürnberg 2009

Die halbe Nation torkelte dieser Tage im Vollsuff ins neue Jahr. Natürlich nicht, ohne Knallfrösche, Raketen, Leuchtkugeln und Kanonenschläge zu zünden.

In Nürnberg erlitt als Folge der Böllerei ein 9-jähriger schwere Brandverletzungen nach einer “Böllerattacke”. Die deutsche Gesamtbilanz des feuchtfröhlichen Silvestergeknalles: Mindestens ein Toter, etliche Brände und mehrere Verletzte aufgrund dieser “traditionellen” Böllerei.

Wenn Fußballfans (mit einem weitaus weniger gefährlichen Arsenal) Bengalos zünden, sind sie kriminell. Schnell wird der Ruf laut: Kameras! Datenbanken! Stadionverbote! Doch warum fordert eigentlich niemand ein Ende der gefährlichen Silvesterböllerei?

Wenn hingegen der besoffene Kleinbürger zum Jahreswechsel mal so richtig die Sau rauslässt, bis die (Haut-)Fetzen fliegen - jo mei, was soll man da machen? Wollts uns ezz noch den letzten Spaß nehmer? Auch am Oktoberfest fliegen öfter (als im Stadion) die Fäuste und Maßkrüge, bis Schädel und Nasen bluten.

Hat da schon mal jemand eine Gewalttäterdatei vorgeschlagen? Wie wäre es mit einer Komplettüberwachung durch Kameras in allen Zelten? Na kommt schon Leute, wer nichts zu verbergen hat, der kann dagegen doch nichts haben. Es ist doch nur zur eigenen Sicherheit!

Tja, das ist halt Kultur. Eine Kultur der Doppelmoral…

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Die Monokultur der Talkshows in Deutschland

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Anne Will

Wer waren 2012 die 24 meist eingeladenen Gäste in deutschen Talkshows?

Die vom Medienportal Meedia veröffentlichte Liste schlüsselt nicht nur auf, wer am häufigsten bei Günter Jauch, Anne Will, Frank Plasberg, Sandra Maischberger, Maybrit Illner und Reinhold Beckmann den Sessel wärmte.

Die Analyse erlaubt auch einen kritischen Blick auf die häufigsten Berufsgruppen und auf die Monokultur deutscher Talkshows insgesamt.

(Bild: Michael von Aichberger Lizenz: CC BY 3.0)

Die Top-Gäste

Mit insgesamt 9 Auftritten in deutschen Talkshows teilen sich Ursula von der Leyen und Wolfgang Kubicki den ersten Platz. Von der Leyen war dabei alleine vier mal (!) bei Günter Jauch zu Gast (Kubicki drei mal).

Da kann nur Sahra Wagenknecht mithalten. Sie war alleine vier mal bei Anne Will zu Gast. Mit 8 Auftritten teilt sich Wagenknecht damit den dritten Platz mit Wolfgang Bosbach, der ganz nebenbei Mitglied des ZDF-Fernsehrates ist.

Wie wäre es denn mal, wenn wir Zuschauer anstelle pseudodemokratischer (kostenpflichtiger) Abstimmungsspielchen in Casting-Shows das Recht bekämen, über die Gäste und Themen in deutschen Talkshows abzustimmen? Schließlich verbringt der Bürger ein Vielfaches der Zeit vor Talkshows (und nicht bei Live-Übertragungen aus dem Bundestag)!

Gäste nach Berufsgruppen

Ausgehend von der naiven Vorstellung, dass die Top-24-Gäste irgendwie ein Spiegel der gesellschaftlich relevanten Entscheider sind, lohnt sich ein Blick auf die Berufsgruppen:

  • 15 Politiker
  • 6 Journalisten
  • 2 Wissenschaftler
  • 1 Börsenmensch

Bemerkenswert: Sieben Journalisten schaffen es immerhin unter die Top 24 und das lässt auch irgendwie tief blicken. Aha, denkt man da, Journalisten laden also gerne Journalisten ein. Das ist in Einzelfällen vielleicht sinnvoll. Ansonsten nehmen sie nur anderen gesellschaftlichen Gruppen die Plätze weg.

Eine gewagte These? Nun, immerhin gibt es immens viele gesellschaftliche Felder, die nur äußerst selten einen Verteter in die monokulturellen Runden der TV-Stationen entsenden können. Und in die Top 24 schon gar nicht, wie meine Aufschlüsselung oben zeigt.

Na, wenn schon so viele Journalisten von ihren Kollegen eingeladen werden, dann (möchte man meinen) haben sie sicher über Themen geredet, in denen sie Spezialisten sind…? Für einen gilt das sicher nicht und es bleibt wohl das Geheimnis der Sender, warum er 2012 zu allen möglichen Themen Stellung nehmen durfte:

Alt-Sport-Reporter Werner Hansch war 2012 insgesamt 5 mal eingeladen. Nicht ein einziges Mal ging es dabei um Sport. Hier die Themen, zu denen Hansch eingeladen war:

  • “Wie leben mit Alzheimer?”
  • “Steinbrücks Kanzler-Träume schon geplatzt?”
  • “Mensch bleiben am Ende des Lebens!”,
  • “Europameister der Herzen oder Europas Schulmeister – was sind wir Deutschen wirklich?”
  • “Aufsteiger, Absteiger, Absahner – der Politiker-Check 2012″.

Kompetenz und Inkompetenz

Überhaupt scheint das ein Kennzeichen von Talkshows heute zu sein: In vielen Shows sitzen neben der “geballten Kompetenz” oft noch irgendein Schauspieler oder sonst jemand, der zum Thema eigentlich nix zu sagen hat (ist aber gut für die Quote).

So war z.B. 2011 zur Auftaktsendung von Günther Jauch (Thema: 11. SeptemberJürgen Klinsmann zu Gast. Seine Qualifikation: Klinsmann wohnt in den USA! (Polit-Talk: Höchstrafe für Günther Jauch)

Kritik – alles unter Kontrolle

Unter dem Strich sind deutsche Talkshows so spannend wie eine vergammelte Käsesemmel. Immer dieselben Gesichter sitzen in denselben Shows und reden über dieselben Themen. Die Fragestellungen der Sendungen sind oft so angelegt, dass sie eine Grundannahme beinhalten, die von allen Gästen akzeptiert wird. “Demokratisch” gestritten wird dann nur über einzelne Details.

Die illustren Politiker-Schauspieler-Journalisten-Wirtschafts-Runden kennen sich allesamt irgendwie (auch wenn sie sich das erste Mal sehen) und wirken wie eine isolierte Kaste. In scheinbar kritischer Manier spielen sie sich die Bälle zu. Erkenntnisgewinn gleich Null.

Nur selten wird mal ein Gast jenseits dieses Polit-Unterhaltungs-Establishments eingeladen. Kritik findet fast nur nur im Rahmen der bestehenden (als allgemein anerkannt vorausgesetzten) Werte und Normen statt. Kritische Geister und Menschen, die ihr Leben jenseits dieser Käseglocken-Clique führen, werden, wenn sie überhaupt mal eingeladen werden, oft als spinnerte Paradiesvögel inszeniert.

Das MEEDIA-Ranking der meist-eingeladenen Gäste

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Atombunker im Bahnhof Nürnberg (Info mit 23 Fotos)

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schutzraum2 300x199 Atombunker im Bahnhof Nürnberg (Info mit 23 Fotos) zivilschutzanlage zeitgeschichte Wasser toiletten strom schutzraum politik nürnberg nuernberg notfall norstrom luftfilter luft krieg kontamination kalter krieg hygiene hauptbahnhof generator fürsorge felsengänge ernährung diesel bunkerwart bunkerkoller bunker bahnhof atombunker

Atombunker im Bahnhof Nürnberg

Kaum ein Besucher des Nürnberger Hauptbahnhofes ahnt, dass im Zwischengeschoss des Bahnhofs ein Atombunker angelegt ist.

In den 70ern gebaut, sollte diese Zivilschutzanlage im Kalten Krieg knapp 2500 Zivilisten Schutz vor atomarer, biologischer oder chemischer Bedrohung bieten.

Dieser Bildbericht entstand nach einer Begehung des Bunkers am 8.1.2013 (ermöglicht durch den Förderverein Felsengänge Nürnberg).

Gezeigt werden über 20 Fotos, u.a. aus dem Schutzraum, der Küche, den sanitären Anlagen und den technischen Einrichtungen (Luftfilterung, Wasser, Strom…).

Entstehungsgeschichte im Kalten Krieg

Der Bunker  entstand während des Kalten Krieges Mitte der 70er Jahre im Rahmen des U-Bahn-Baus. Vor einem direkten Atomeinschlag hätte er keinen Schutz geboten, wohl aber vor einem radioaktiven Fallout oder einer Bedrohung durch biologische oder chemische Waffen.

Rund 2 Wochen hätten die Menschen abgeschirmt von der Außenwelt in der Bunkeranlage ausharren können.

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Bahnhof Nürnberg: Die Entstehung des Bunkers Mitte der 70er Jahre

Die Besichtigung des Bunkers durch die Öffentlichkeit ist nur selten möglich, die letzten Führungen wurden 2009 angeboten. Der Förderverein Nürnberger Felsengänge bietet solche Führungen noch bis zum 13. Januar 2013 an (Links am Ende des Artikels).

Lebenswichtige Luft: Die Filteranlage

Die Bunkeranlage liegt räumlich zwischen dem U-Bahn-Geschoss und der Ebene der Eingangshalle. Sie ist hermetisch abgeriegelt, so dass in ihr permanent andere Druckverhältnisse herrschen. Integriert ist eine Filteranlage für die (potenziell vergiftete bzw. erhitzte) Luft, die von außen zugeführt, evtl. durch Sand abgekühlt und gefiltert werden muss:

filteranlage Atombunker im Bahnhof Nürnberg (Info mit 23 Fotos) zivilschutzanlage zeitgeschichte Wasser toiletten strom schutzraum politik nürnberg nuernberg notfall norstrom luftfilter luft krieg kontamination kalter krieg hygiene hauptbahnhof generator fürsorge felsengänge ernährung diesel bunkerwart bunkerkoller bunker bahnhof atombunker

Die Filteranlage zur Reinigung der Luft

Auf diesem Bild sieht man nummerierte Steine vor dem Eingang zur Filteranlage für die Luft. Ihr Zweck ist es, die Filteranlage nach der Kontamination unbegehbar abzuriegeln (Versiegelung):

nummerierte steine zum abschluss der filteranlage Atombunker im Bahnhof Nürnberg (Info mit 23 Fotos) zivilschutzanlage zeitgeschichte Wasser toiletten strom schutzraum politik nürnberg nuernberg notfall norstrom luftfilter luft krieg kontamination kalter krieg hygiene hauptbahnhof generator fürsorge felsengänge ernährung diesel bunkerwart bunkerkoller bunker bahnhof atombunker

Material zur Absperrung der Anlage zur Luftfilterung

blick zur filteranlage Atombunker im Bahnhof Nürnberg (Info mit 23 Fotos) zivilschutzanlage zeitgeschichte Wasser toiletten strom schutzraum politik nürnberg nuernberg notfall norstrom luftfilter luft krieg kontamination kalter krieg hygiene hauptbahnhof generator fürsorge felsengänge ernährung diesel bunkerwart bunkerkoller bunker bahnhof atombunker

Blick zur Filteranlage

Die komplexe Steuerung zur Filterung der Luft im Überblick:

belueftung Atombunker im Bahnhof Nürnberg (Info mit 23 Fotos) zivilschutzanlage zeitgeschichte Wasser toiletten strom schutzraum politik nürnberg nuernberg notfall norstrom luftfilter luft krieg kontamination kalter krieg hygiene hauptbahnhof generator fürsorge felsengänge ernährung diesel bunkerwart bunkerkoller bunker bahnhof atombunker

Der Schutzraum: Schlafen und Sitzen

Der Schutzraum, in dem sich für die Insassen der größte Teil des Alltags abgespielt hätte, ist knapp bemessen. Im Prinzip gibt es darin nur Pritschen und Stühle:

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Schutzraum in der Bunkeranlage des Bahnhofs Nürnberg

Für das Schlafen/Liegen bzw. Sitzen war ein Schichtwechsel vorgesehen. 8 Stunden Schlaf, danach 16 Stunden Sitzen.

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Raum ist Mangelware: Funktionalität hat Vorrang

Das Herumgehen war nicht vorgesehen, um eventuelle Konfrontationen bzw. Aggressionen zu vermeiden.

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Pritsche mit Gurt im Schutzraum des Bunkers im Nürnberger Hauptbahnhof

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8 Stunden Liegen, 16 Stunden Sitzen

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Durchgang zum Schlaf- und Sitzraum für die Zivilbevölkerung

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Strom- und Wasserversorgung

Ein Dieselgenerator wäre im Ernstfall die einzige Quelle zur Stromversorgung gewesen:

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Diesel-Generator (im Hintergrund der Schutzraum)

Der eingelagerte Diesel hätte für rund zwei Wochen gereicht.

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Das Herz der Energieversorgung in der Bunkeranlage: Dieselgenerator

In der abgeriegelten Bunkeranlage hätten natürlich auch die Dieselabgase nach außen abgeführt werden müssen. Der Abluftkanal verbirgt sich in einer Littfasssäule, die direkt vor dem Bahnhofsplatz steht. Tausende Menschen laufen täglich daran vorbei ohne zu ahnen, dass die Öffnungen in der grünen Spitze der Säule als potenzieller “Auspuff” des Generators dienen:

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Littfasssäule als “Auspuff” der Dieselabgase

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Notstromraum: Blick zur Decke

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Überlebenswichtig: Die Wasserversorgung der Bunkeranlage

Küche: Ernährung im Bunker

Die Küche der Anlage war bei der Begehung nur spärlich und provisorisch eingerichtet. Sehr groß ist sie aber nicht:

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Rund um die Uhr in Betrieb: Die Küche

Gekocht worden wäre hier rund um die Uhr. Man kann nur vermuten, dass (ohne Tageslicht) das Gefühl für Tageszeiten individuell und relativ zum verordneten Schlaf-Wach-Rhythmus empfunden worden wäre.

Sanitäre Anlagen

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Wegweiser zu den Toiletten

Duschen gibt es in der Bunkeranlage keine. Die sanitären Anlagen sind nach Geschlechtern getrennt angelegt.

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Toilettenraum für Männer

An den Toilettenkabinen gibt es keine Türen, damit sich niemand zurückziehen oder gar umbringen kann:

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Privatsphäre nicht vorgesehen: Toiletten mit Vorhang

Auf jeweils ca. 50-60 Menschen kommt je eine Toilette bzw. Waschgelegenheit.

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Waschraum ohne Duschen

Psychologie und “Bunkerkoller”

Man kann nur spekulieren, wie Menschen reagieren würden, wenn ihr Leben komplett auf den Kopf gestellt würde. Eingesperrt mit 2500 anderen auf engstem Raum, deren Existenz ebenso bedroht ist. In der Bunkeranlage gibt es jedenfalls einen “Fürsorgeraum” für Menschen mit Bunkerkoller:

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“Fürsorgeraum” für Menschen mit Bunkerkoller

Bunkerorganisation

Die zentrale Schaltstelle des Bunkerlebens ist der Raum des Bunkerwartes:

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Links, Danksagung und weiterführende Informationen

Die Begehung der Bunkeranlage im Nürnberger Hauptbahnhof war möglich durch die Arbeit des Fördervereins Felsengänge Nürnberg. Herzlichen Dank für diesen interessanten Einblick.

Nürnberg hat noch viele weitere interessante unterirdische Anlagen zu besichtigen, gerade auch historische Anlagen unter der Erde im Stadzentrum. Auch hier bietet der Förderverein Begehungen an. Die Homepage ist ausdrücklich als exzellente Informationsquelle empfohlen.

Im Jahr 2009 hat das Nürnberger Blog Fohrn bereits einen ausführlichen Bildbericht über die Bunkeranlage im Bahnhof veröffentlicht. Und hier gibt es einen weiteren Bildbericht über den Bunker aus dem Jahr 2009.

Die Bunkeranlage wird derzeit nicht gewartet, was man u.a. an den Fotos der sanitären Einrichtungen ersehen kann. Eine realistische Bunkersituation ist aus diesem Bericht also nur bedingt abzuleiten.

Bildmaterial/Kontakt

Die Bilder (und weitere ca. 60 Fotos) liegen in hochwertiger Auflösung bis zu 4288×2848 Pixel vor und sind urheberrechtlich geschützt. Wenn Sie die Bilder dieses Artikels verwenden wollen, bitte nehmen Sie zuvor Kontakt auf und teilen den geplanten Verwendungszweck mit. Näheres auf Anfrage.

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Bürger, Bundesrat und Bahnhof

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Bundesrat: Logo?

Aus der beliebten Reihe “Bürger verstehen nur Bahnhof” hier der Titel eines Gesetzesentwurfes, über den der Bundesrat am Freitag, 1.2.2013 berät (Tagesordnungspunkt 18):

Gesetz zu den Vorschlägen für einen Beschluss des Rates über die Unterzeichnung und für einen Beschluss des Rates über den Abschluss des Abkommens zwischen der Europäischen Union und der Schweizerischen Eidgenossenschaft über die Zusammenarbeit bei der Anwendung ihres Wettbewerbsrechts

Ich fasse das Gesetz mal zusammen: Jemand hat vorgeschlagen zu unterzeichnen, dass es einen Beschluss über einen Abschluss einer Übereinkunft gibt, über die man sich einig ist und die angewendet werden soll. Oder so ähnlich. Und das bei steigenden Bahnpreisen!

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Über die Vielfalt der Medien in Deutschland

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dpa kurier Über die Vielfalt der Medien in Deutschland zdf TV tagesschau schlagzeile rundfunkgebühr radio presseagentur politik medienvielfalt medien internet heute gez fernsehen ard alternative Ist das nicht irre? Seit dem 1. Januar muss auch der letzte Hinterwäldler ohne Strom, Fernsehen, Radio und Internet eine GEZ-Zwangsgebühr entrichten, weil die unabhängige Berichterstattung der Öffentlich-Rechtlichen ja so wichtig für die Demokratie ist.

Und auf der anderen Seite schaffen es die zwei größten GEZ-Nachrichten-Flaggschiffe (Tagesschau und Heute) nicht, eine eigene Schlagzeile oder einen eigenen Meldungsbeginn hinzubekommen, wie die folgende Bildmontage beweist:
tagesschau heute 741x465 Über die Vielfalt der Medien in Deutschland zdf TV tagesschau schlagzeile rundfunkgebühr radio presseagentur politik medienvielfalt medien internet heute gez fernsehen ard alternative

Ob hier zwei Praktikanten einfach nur die Agenturmeldung abschreiben, entzieht sich meiner Kenntnis. Wer aber mal bei Google z.B. nach dem exakten String…

Das Oberlandesgericht München hat die Anklage gegen die mutmaßliche Neonazi-Terroristin Beate Zschäpe in vollem Umfang zugelassen

googelt, stellt fest, dass Tagesschau und Heute nicht alleine sind:

Ob Focus, Welt, Handelsblatt, Frankfurter Rundschau oder Stuttgarter Nachrichten (Aufzählung unvollständig): Sie alle nutzen exakt diesen Satz, um mit der Meldung aufzumachen (für diese “Copy&Paste”-Leistung vom Fließband wollen die Verlage nun übrigens rechtlichen Schutz).

Presse Über die Vielfalt der Medien in Deutschland zdf TV tagesschau schlagzeile rundfunkgebühr radio presseagentur politik medienvielfalt medien internet heute gez fernsehen ard alternative

D

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P

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A

Über die Macht der Presseagenturen hatte ich ja schon einmal an anderer Stelle geschrieben. Bei so vielen deckungsgleichen Inhalten relativiert sich die vielgepriesene Medienvielfalt hierzulande schnell.

Selber Quark, andere Verpackung. Nachrichten verkommen da zu Merchandise-Varianten ein- und derselben Agenturmeldung.

zombie tv Über die Vielfalt der Medien in Deutschland zdf TV tagesschau schlagzeile rundfunkgebühr radio presseagentur politik medienvielfalt medien internet heute gez fernsehen ard alternative Auch in den gebührenfinanzierten “politischen Talkshows” regiert dröger Einheitsbrei mit den immer gleichen Gästen (Die Monokultur der Talkshows in Deutschland).

Die Tendenz zur Medienkonzentration nimmt zu. Alternative Medien werden immer wichtiger. Die Rahmenbedingungen für solche Alternativen zu stärken, sollte ein Primat der Politik sein.

Heute kann man aber eher den Eindruck gewinnen, dass die Sorge vor schlechten Schlagzeilen großer Medien das Handeln der Politik bestimmt. Wer zu oft am selben Buffet speist, der meidet die Konfrontation.

ARD und ZDF vermitteln in meinen Augen derzeit nicht das Gefühl, dass sie mit den erhobenen Milliarden ein unabhängiges Regulativ und einen Gegenpol zu dieser Entwicklung leisten könnten.

Und aus meiner ganz persönlichen Sicht ist es ihre Leistung nicht wert, von mir seit ein paar Wochen das Dreifache an GEZ-Gebühr erheben zu wollen. Schon gar nicht, solange sie nur Agenturmeldungen abschreiben und ihre wertvollen Inhalte (die es zweifelsohne gibt), nach kurzer Frist aus dem Netz löschen (“depublizieren”) müssen (Depublizierung: Wenn gebührenfinanzierte Inhalte aus dem Netz verschwinden).

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Deutsche Bildungsministerinnen

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schavan Deutsche Bildungsministerinnen schavan politik minister honecker DDR bildung Frau Schavan sollte sich trösten. Eine geguttenbergte Doktorarbeit wäre doch nicht der Rede wert – jedenfalls nicht, wenn man den Vergleich zu einer anderen Ministerin für Bildung in der deutschen Geschichte zieht.

Besagte Dame (geborene Feist) schaffte es immerhin, viele, viele Jahre im Amt einer deutschen Ministerin für das Bildungswesen zu bleiben.

Und das, obwohl sie “nur” einen Volksschulabschluss hatte (weshalb viele ihre Qualifikation für das Amt für fragwürdig hielten) und das mögliche Plagiat einer Doktorarbeit bereits dadurch ausgeschlossen war.

Nicht mal das Abitur hätte man der Ministerin aberkennen können. Merkregel: Nur wer den Doktor macht, dem kann er auch entzogen werden…

Trotz ihrer minderen Qualifikation und sprichwörtlichen Unbeliebtheit in der Bevölkerung konnte besagte Ministerin ohne Abitur erst der politische Umsturz des Systems aus dem Amt kegeln.

Oh, von welcher Dame die Rede ist? Zur Auflösung geht es bitte hier entlang…

(Bild/Lizenz: www.dts-nachrichtenagentur.de)

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Bundestagswahl: Merkel oder Steinbrück wählen?

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Merkel oder Steinbrück?

Die Bundestagswahl rückt näher und damit stellt sich für uns die Frage: Wen soll ich im September wählen: Merkel oder Steinbrück?

Wer nun innerlich “Merkel” oder “Steinbrück” geantwortet hat, ist einer klassischen Fangfrage aufgesessen. Denn der Denkfehler steckt schon in der Frage. Wie bei “Gehen wir zu Dir oder gehen wir zu mir?” ist in die oben gestellte “Wahlfrage” (mindestens) eine falsche Behauptung gepackt.

(Bilder/Lizenz: www.dts-nachrichtenagentur.de)

Was steht zur Wahl?

Denn das Grundgesetz sieht gar nicht vor, dass die Wählerschaft den Bundeskanzler wählt. Der Kanzler wird nach Art. 63 GG vom Bundestag gewählt. Wer das als haarspalterische Korinthenkackerei ansieht, dem ist vielleicht nicht voll bewusst, wie sehr Wahlkämpfe inzwischen auf Personen zugeschnitten sind, obwohl das so gar nicht vorgesehen ist. Und wie sehr er sich an solche Formulierungen bereits gewöhnt hat, so dass er sie unterschwellig akzeptiert hat.

Zur Theorie: Der Bürger wählt mit seiner (für die Mehrheitsverhältnisse) relevanten Zweitstimme eine Partei und diese Partei wählt er aufgrund der Inhalte, die diese Partei vertritt. An der Realität gemessen, klingt das wie ein Witz. Wer hat schon jemals ein Parteiprogramm gelesen? Wie oft sieht man im TV eine Sendung die z.B. die Familienpolitik der Parteien genau betrachtet und vergleicht?

Luftballons statt Programme

Statt trockener Programme verschiebt sich die politische Meinungsbildung von Medien und Parteien immer weiter auf die Ebene der Personalisierung. Politik wird in den Medien immer mehr durch menschelnde Personen dargestellt, wobei deren inhaltliche Überzeugungen sekundär sind.

Viel wichtiger als als eine fundierte, nachhaltige Sozialpolitik begründen zu können, ist es heute, wie nett ein Frontmensch der Parteien in Talkshows rüberkommt, wie rhetorisch gewieft, humorvoll und schlagfertig er ist. In Fußgängerzonen werden von Parteien mehr Luftballons als Parteiprogramme verteilt. Die Verpackung triumphiert über den Inhalt.

Sudoku und Dirndl-Thesen

Wir hören täglich, dass Herr Brüderle gerne mal einen Schoppen Wein zu viel trinkt oder Dirndl-Thesen aufstellt. Wir haben mitbekommen, dass Herr Steinbrück sich niemals auf das Niveau begeben würde, für eine Pulle Wasweißich nur 5 Euro auszugeben. Wir wissen, dass Herr Rösler wie ein Bubi aussieht und dass Frau Merkel gerne ihre Hände vor dem Körper verschränkt. Wir haben gesehen, dass Herr Schäuble im Parlament Sudoku spielt. Und wir müssen ertragen, dass sich Vertreter der Parteien in lächerlichen Spielshows sackhüpfend zum Affen machen.

Rattenschwanz Basis

Die Reduzierung einer politischen Bewegung auf eine oder wenige Personen ist aus vielen Gründen problematisch. Einzelne Entscheidungsträger an der Spitze einer Hierarchie sind (von wem auch immer) leichter zu beeinflussen, als eine dynamische Bewegung. Lobbyismus und Korruption gedeihen besser unter solchen Bedingungen.

Die Fixierung auf Einzelpersonen macht politische Konstrukte leichter manipulierbar. Wer mit dem Kopf am Tisch sitzt, der hat den “Rattenschwanz Basis” gleich mit im Sack. Personen statt Programme – das heißt auch, dass nur derjenige zum Kopf werden kann, der lange genug bewiesen hat, dass er das Prinzip der Personalisierung durch Loyalität unterstützt (und als künftiger Kopf damit auch von der Basis erwartet).

Geschlossenes System der Selbstbestätigung

So funktionieren die politische Genese der Parteien, die politische Willensbildung und Wählerstimmenrekrutierung heute. Besser einmal bei Stefan Raab Schlagzeug gespielt, als ein fundiertes Positionspapier erarbeitet.

Die Personalisierung der Politik droht zu einem in sich geschlossenen System der Selbstbestätigung bestehender Strukturen zu werden. Medien und Politik blasen da ins selbe Horn, auch wenn dem Mittel der Personalisierung andere Zielsetzungen zugrundeliegen.

Emotionen und Personen

Politik wird emotional über Personen “verkauft”. Wir sollten uns immer wieder bewusst machen, dass es die Inhalte sind, die zählen. Wir sollten es nicht zulassen, dass wir falsche Grundannahmen ungeprüft akzeptieren, um uns dann der Scheinalternative zuzuwenden.

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Dr. Schavan: Die tragische Flöte des Bedauerns

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800px Anette Schavan 2008 200x150 Dr. Schavan: Die tragische Flöte des Bedauerns WDR Trittin tagesschau spd schavan Rücktritt politik Parlament merkel Künast grüne GET Fraktionen bundestag Bundesregierung bildung Wenn die parlamentarische Opposition dem Regierungslager Zustimmung, Verständnis oder Beifall signalisiert, sollte man genau hinhören.

Irgendeinen Grund muss es ja haben, dass nicht (wie sonst), bei jedem Furz reflex- und überfallartig übereinander hergefallen wird (Bild: CC BY-SA 3.0 von AndreasSchepers). Nach dem Rücktritt von Frau Dr. Schavan spielten Teile des Oppositionslagers jedenfalls voller Verständnis die tragische Flöte des Bedauerns. Hier sind drei Beispiele:

Sigmar Gabriel (SPD):

Erst mal bedaure ich das, ich habe Frau Schavan immer geschätzt.

Renate Künast (Grüne):

Ich finds persönlich auch durchaus tragisch.

Jürgen Trittin (Grüne):

Ich hab Verständnis für die menschliche Härte des Urteils über und für Frau Schavan (…) so tragisch das in der Tat ist.

Alle Zitate (Gabriel, Künast, Trittin) sind dem wöchentllich immer wieder hörenswerten WDR-3-Minuten-Podcast von Peter Zudeick entnommen (Podcast 9.2.2013, ab Minute 2:00). GEZ-Gebühren, die jeden Cent wert sind (nicht, dass es wieder heißt, ich hackte nur auf den Öffis rum)!

Bei so viel Mitgefühl ob der Frau Dr. Schavan widerfahrenen Tragik schauen wir doch gleich mal bei Wikipedia vorbei und erfahren dort, dass Tragik ein “unverdientes Leiden” ist:

Ein tragisches Ereignis muss einerseits ein Leiden sein, weil es sonst nicht selbst Leid wecken könnte; aber es darf nicht die gerechte Strafe eines wirklichen Verbrechens sein, denn dies würden wir zwar bedauern, aber nicht bemitleiden. Anderseits muss es furchtbar sein, weil wir es sonst nicht fürchten würden, und es muss willkürlich verhängt sein. Nur das unverdiente Leiden ist wirklich tragisch, einen ” Schicksalsschlag des Lebens gegen den Menschen”.

Die derart von der Opposition gelobhudelte, furchtbar, willkürlich und  tragisch aus dem Amt gekegelte Ministerin bedankt sich (zitiert nach tagesschau.de) wie folgt:

“Ich möchte ausdrücklich den Mitgliedern der Bundesregierung und den Kolleginnen und Kollegen im Parlament quer durch die Fraktionen dafür danken, dass ich in den vergangenen Wochen und Monaten viel Fairness, Zuspruch und Solidarität erfahren habe. Ich weiß, dass das nicht selbstverständlich ist, zumal wenn es quer durch die Fraktionen geht.

Etwaige Schlussfolgerungen mögen der Leserschaft überlassen bleiben…

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Radfahrer haben keine Lobby

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Radweg in Schweinau

Vor ein paar Tagen hat es in Nürnberg kräftig geschneit und innerhalb kürzester Zeit waren die Straßen geräumt.

Einfach zur Seite mit dem Schnee auf den Radweg – Job’s done!

Wie man auf dem Bild (von heute abend) sieht, ist der Schnee eigentlich längst dahingeschmolzen. Nur auf dem Radweg in Schweinau, da türmt er sich noch hoch auf und macht den Radweg noch immer unpassierbar.

Ein schönes Symbolbild dafür, dass Radfahrer im verkehrspolitischen Darwinismus der materialistischen Neuzeit nur Teilnehmer zweiter Klasse sind. Radfahrer haben eben keine Lobby…

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Kinder und das Image der GEZ

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Wegen der starken Kritik bemühen sich die Rundfunkanstalten, die GEZ-Zwangsgebühr positiv in Szene zu setzen. Kinder sind dabei nicht nur ein lohnendes Ziel der Kampagne, sondern auch ein willkommenes Mittel zur Umsetzung.

Doch erst mal zur Kritik. Kritisiert wird die GEZ nicht nur, weil sie plötzlich will, dass wir sie beschönigend “Beitragsservice” nennen. Oder weil Menschen wie ich plötzlich das Dreifache an Gebühren zahlen müssen. Oder weil auch manche Blinde plötzlich blechen müssen. Oder weil jetzt ein gigantischer Datenabgleich mit den Einwohnermeldeämtern durchgeführt wird. Oder weil die Kommunen den Aufstand proben. Oder weil entgegen aller bisherigen Beteuerungen weiter Gebührenfahnder unterwegs sind. Oder weil fast alles, was da mit unseren Zwangsgebühren finanziert wird, bald schon wieder gelöscht (“depubliziert”) werden muss. Oder weil die Mehrzahl der Programme aus irrelevantem Müll besteht. Oder weil… ach lassen wir das, sonst sitze ich morgen früh noch da.

rundfunkbeitrag 741x555 Kinder und das Image der GEZ zwangsgebühr TV tiere radio politik nürnberg nuernberg medien manipulation kritik Kommunen kinder Kampagne gez fernsehen Depublizierung BR beitragsservice

Kinder und Tiere gehen immer – Früh übt sich, was ein guter Gebührenzahler werden will – Imagekampagne der GEZ im Spiegel des Nürnberger Delfinhauses

Klar, dass die GEZ-zwangsbegünstigten Anstalten darum bemüht sind, ein gutes Image rund um das GEZ-Zwangsgebahren aufzubauen. Und da alte Medienprofis ja wissen, dass nix so unglaubwürdig ist, wie ein Bericht über sich selbst und seine ureigensten Interessen, wird schon mal gerne in die Umweg-Trickkiste gegriffen.

Der Bayerische Rundfunk (BR) verbindet zur Imagepflege zwei erprobte Komponenten, die in ihrer Kombination eine subtile Beeinflussung geradezu garantieren: Kinder und Belohnung (“Bist Du brav, dann kriegst Du ein Eis!“). Und so wurde ein BR-”Fernsehcamp” samt Video-Wettbewerb für Schulen (CamOn) durchgeführt.

Das bei “CamOn” erworbene technische und inhaltliche Know-how sollen die Jugendlichen im Anschluss in einem eigenen Beitrag umsetzen, produziert mit schuleigenem Equipment. Das Thema: “Eine Wohnung. Ein Beitrag.”

Herzlichen Glückwunsch den Gewinnern! Alter Medientrick: Wenn es Dir selbst unangenehm ist, etwas zu sagen, versuche jemanden zu finden, der es für Dich tut (am besten jemanden, der das nicht realisiert) und belohne ihn dafür. Früh übt sich, was ein guter Gebührenzahler sein will.

Das gruselig-lobhudelnde akkustische Endergebnis steht als Podcast in Form eines Interviews des B5 Medienmagazins mit den Gewinnern als Download zur Verfügung. Der Beitrag kommt gleich am Anfang.

standbild Kinder und das Image der GEZ zwangsgebühr TV tiere radio politik nürnberg nuernberg medien manipulation kritik Kommunen kinder Kampagne gez fernsehen Depublizierung BR beitragsservice Warnung: Wer diesen Artikel in einem Jahr auffindet, für den bleibt nur noch ein toter Link ins Nichts übrig. Dann ist der B5-Podcast nämlich depubliziert (Wikipedia: Depublizierung). Ja genau, der durch uns finanzierte Podcast wird dann gelöscht sein. Bald ist Bundestagswahl. Fragen Sie doch mal Ihren Abgeordneten, warum das so ist.

Schade, ist der BR-Podcast doch ein wichtiges Zeitdokument, das der Nachwelt einiges vermitteln könnte.

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Bomben-Fernsehen (Satire mit Cartoon)

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BomBenNews 200x142 Bomben Fernsehen (Satire mit Cartoon) TV satire reporter politik medien kritik kinder jugend journalismus jos f humor gesellschaft fun fernsehen cartoon bombe anleitung

Echt bombig – ob Naturkatastrophe, Amoklauf oder Bombenterror. Wenn zur richtigen Zeit am richtigen Ort das Blut in  alle Himmelsrichtungen spritzt, jubiliert der Redaktions-Kobold.

Dann ist erst mal Schluss mit Bratwurst-Journalismus und Berichten über Flugbegleiterstreiks, Kabinettssitzungen oder krüptischen Finanzkurven zur Krise in Hinter-Klein-Kirch-Oberbach.

Schwuppedi-wuppedi mutiert das als verwaltungstechnischer Medienfunktionär missverstandene Sprachrohr unangefochtener Wahrheiten zu einer jahresrückblickverdächtigen Erscheinung der festplattenabspeicherwürdigen Zeitgeschichte.

Oh ja, bitte verzeihen Sie, wenn unser Reporter große Mühe hat, seine ego-mediale Erregung unter seiner GEZ-finanzierten Reporterhose zu verbergen. Wir sind eben live auf Sendung. Sicher verzeihen Sie diese kleine Panne.

Ach, das ist das Schöne an so einem Bomben-Ereignis. Ob Kinderschänder, Nazis oder Bombenterror. Endlich mal ein Ereignis, bei dem man sich als Journalist sicher sein kann, der von “gesundem Menschenverstand” gespeisten Meinung der überwiegenden Mehrheit (mit allen Mainstream-Murmeln in der Kommode) einen gesamtgesellschaftlich weitgehend akzeptierten und moralisch undisputierten Dienst zu leisten.

Meine Damen und Herren, hinter mir sind gerade Uniformierte mit total langen Gewehren vorbeigefahren. Und ich stehe nur 3000 Meter entfernt von dem Ort, wo gleich noch mehr Blut spritzen könnte. Nur falls Sie sich fragen, wozu Sie eigentlich eine GEZ-Rundfunk-Pflicht-Zwangs-Pauschale zahlen…

Bleiben Sie dran!

Bis zum Nacht-, Morgen- und (Nach-)Mittagsmagazin, wo wir Ihnen die allerletzten unbestätigten Vermutungen noch einmal genüsslich wiederkäuen werden, auch wenn unseren Mutmaßungen jegliche Substanz fehlt, weil alle nur das nachplappern, was andere nachgeplappert haben.

Doch nun stehe ich nun mal hier und muss irgendwas wichtig klingendes sagen, um meine (fiskalische) Existenz zu rechtfertigen. Mein Gott! Hier und heute wird Geschichte geschrieben – ich habe eine klugesichere Weste an – und alle sind einer Meinung!

Wir bei Lemming-TV halten Sie auf dem Laufenden. Sie als Zuschauer sind uns echt total wichtig. Schalten Sie nicht ab (also den Fernseher)… Und in der Zwischenzeit behelligen wir Sie garantiert nicht mit Gewerkschaftskram oder Armuts-Reportagen oder so Zeugs.

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Der Cartoon zu dieser satirisch geprägten Buchstabensammlung  stammt von  Jos F.(Lizenz: CC-BY-NC-ND).

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2. Mai Demonstration (Cartoon)

Bayern: Keine Selbstbedienung im Landtag (Cartoon)

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selbstbediener 200x152 Bayern: Keine Selbstbedienung im Landtag (Cartoon) selbstbedienung politik medien landtag Justiz jos f humor fun cartoon bayern angehörige Der bayerische Landtag hat eine Liste mit 79 Abgeordneten veröffentlicht, die nach 2000 nahe Verwandte als Mitarbeiter beschäftigt hatten.

Und Netz10 Hauscartoonist Jos F. weiß natürlich genau, dass (wo eine Anschuldigung ist) ein Dementi nicht weit sein kann…

Cartoon: Jos F. (Lizenz:CC-BY-NC-ND)

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“Döner-Morde” (Cartoon)

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Mit einem Befangenheitsantrag gegen den Vorsitzenden Richter hat heute in München der sog. “NSU-Prozess” begonnen.

Wie befangen unser Cartoonist Jos F. bei seiner künstlerisch freien Interpretation der sog. “Döner-Morde” (vgl. Bild) war, war heute (noch nicht) Gegenstand des Prozesses.

Bildlizenz: CC-BY-NC-ND by Jos F. (Klick vergrößert)

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Warum ich meinen Telekom-Vertrag gekündigt habe

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drosselkom2 200x150 Warum ich meinen Telekom Vertrag gekündigt habe vertrag telekommunikation telekom profit Privatisierung politik Pluralismus netzneutralität kündigung kommunikation internet information dsl drosselkom deutsche Telekom demokratie Breitband Die Deutsche Telekom (aka Drosselkom) will künftig die DSL-Anschlüsse ihrer Kunden ab einem bestimmten Datenvolumen drosseln.

Das bedeutet nicht nur, dass so mancher deutsche DSL-End-Trottel ab dem 10. des Monats im Netz herumschleichen könnte wie mit seinem fiependen Einwahlmodem Mitte der 90er. Viel schwerwiegender ist es, dass hier durch die Hintertür das demokratische Prinzip der Netzneutralität auf dem Hohen Altar des Profitstrebens geopfert wird.

Abschied von der Netzneutralität

Während der End-Depp dann solche subversiven privaten Publikationen wie “Brunhildes Strickblog“, das “St. Hoeneß Logbuch” oder ein Portal für alternative Heilmethoden nur noch im Schneckentempo genießt, wird er die Datenströme zahlender Großkunden nach wie vor auf Formel-1-Niveau konsumieren.

Mit anderen Worten: Das, was der DSL-End-Trottel konsumiert, soll in andere Bahnen gelenkt werden. In kommerziellere, versteht sich. Es sei denn, der End-Trottel zahlt 10 Euro obendrauf (Kommerz-Variante 2). Die Drosselung und damit einhergehende Bevorzugung zahlender Anbieter ist nichts weiteres als eine Entdemokratisierung der Informationsgesellschaft. Nicht umsonst haben einige Länder die Netzneutralität bereits gesetzlich als einen wichtigen Bestandteil der Demokratie geschützt.

Das Heer potenzieller Kunden

telekom kuendigung 200x121 Warum ich meinen Telekom Vertrag gekündigt habe vertrag telekommunikation telekom profit Privatisierung politik Pluralismus netzneutralität kündigung kommunikation internet information dsl drosselkom deutsche Telekom demokratie Breitband Solange sich der DSL-End-Trottel auf privaten Gartenblogs, gemeinnützigen Foren, Open-Source-Seiten, alternativen Portalen oder sonstigen nicht-kommerziellen Seiten jenseits des kommerziellen Mainstreams herumtreibt, surft er nicht auf den Seiten der Versandhäuser, Auktionsportale und finanzkräftigen Massenmedien vorbei.

Derartige Kunden funktionieren nicht als marktkonforme Human-Ressourcen und können nicht mit den (materiellen und geistigen) Produkten in die bunte Welt der Verdrusselkom und ihrer Kumpanen kanalisiert werden.

Jeder Besucher eines privat betriebenen Gartenblogs ist ein potenziell verlorener Kunde eines Gartengroßmarktes. Gartenbaumarkt statt “Atzes Schreberblog” – dahin fährt der Drosselzug.

Die bunte Welt der Verdrusselkom in Highspeed

Wer hat schon Lust einen kritischen Verdrusselkom-Artikel von Netz9.de zu lesen, wenn er erst nach 10 Sekunden lädt? Einen Klick weiter wartet schließlich die bunte Welt der Verdrusselkom in High Speed, inklusive der neuesten GEMA-Hits, dem letzten Mode-Shice und den allerwichtigsten Nachrichten, die echt total unabhängig sind.

Man stelle sich mal vor, wie groß der Aufschrei wäre, wenn irgendein sog. “Schurkenstaat” seinen Bürgern nur die eigenenen systemkonformen Inhalte in Highspeed zur Verfügung stellen würde, während alternative Publikationen nur im Schneckentempo laden würden. Da wäre die “Empörung” groß…

Wechseln Sie jetzt zum Testsieger!

drosselkom2 Warum ich meinen Telekom Vertrag gekündigt habe vertrag telekommunikation telekom profit Privatisierung politik Pluralismus netzneutralität kündigung kommunikation internet information dsl drosselkom deutsche Telekom demokratie Breitband

Wie blanker Zynismus wirkt da das Werbeplakat auf mich, wie man es dieser Tage an der  Äußeren Bayreuther Straße in Nürnberg sehen konnte (Bild oben). Während die Wahrheit für viele wohl ist, dass Zuhause langsamer wird, heißt es da auf dem Plakat: “ZUHAUSE WIRD SCHNELL” und das “ausgezeichnete(n) Netz” wird als Testsieger angepriesen. Alles natürlich so schwammig formuliert, dass es nicht anfechtbar ist. So ist das heute: Anstatt etwas besser zu machen, sorgt man dafür, dass die Menschen glauben, etwas sei besser.

Man könnte meinen, das größte Potenzial der Telekom seien ihre Leitungen, Aktien oder Bilanzen. Nein, das größte Potenzial der Telekom ist die Unwissenheit ihrer Kunden. Mit solchen Plakaten wird der DSL-End-Trottel meiner Meinung nach gezielt des-informiert und bei der Stange gehalten.

Schleichende Entdemokratisierung

Niemand muss mit den hier geäußerten Ansichten übereinstimmen. Es muss aber möglich sein, dass solche Meinungen für die Mitglieder einer Gesellschaft genauso schnell erreichbar sind, wie alle anderen Angebote.

Wenn der Inhalt des Geldbeutels darüber entscheidet, in welchem Tempo Informationen im Internet erreichbar sind, ist dies ein schwerwiegender Eingriff in den freien Informationsfluss einer demokratischen Gesellschaft.

Pluralismus wird zum Luxusprodukt

Wer arm ist, kann sich dann keine alternativen Inhalte unter akzeptablen Bedingungen mehr leisten und surft dann lieber auf Youtube, E-Bay oder dem Dingsbums-Versand herum, weil dort auch ein Video von Britney Spears wartet. Eigentlich frei zugängliche Informationen werden dann zu einem Privileg Ausgewählter und es droht die Etablierung eines Informations-Klassensystems. Pluralismus wird zum Luxusprodukt, das monetarisiert werden kann. Die Drosselung und daraus resultierende Kanalisierung der Informationsströme für sozial schwächere Menschen hin zu kommerziellen Mainstream-Inhalten hat eine tiefgreifende politische Dimension.

Denn dann heißt es auch für die Anbieter: Nur wer zahlt, wird wahrgenommen. Wer wie Blogger oder gemeinnützige Organisationen kein Geld hat, bekommt keine Eintrittskarte in die große Arena gesellschaftlicher Kommunikation und darf seine Thesen vor dem Stadion in seinen eigenen Bart murmeln.

Ein Kunde weniger

Die fruchtbare Vielfalt der (vielleicht manchmal schmerzhaften und unbequemen) Meinungen droht künftig zu einem Einheitsbrei zu verkommen, in dem alle überwiegend dasselbe hören, denken, essen, anziehen, lesen und sagen.

Wer die Entwicklung der Telekom seit der Privatisierung beobachtet hat, muss befürchten, dass hier nur der erste Schritt in eine neue Richtung getan wurde, weg vom Allgemeinwohl. Mit Schreiben vom 7.5.2013 habe ich deshalb meinen DSL-Vertrag bei der Deutschen Drosselkom (Gesellschaft mit beschränkter Haftung) zum nächstmöglichen Termin gekündigt.

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Der Drosselmann und seine “Fairness”

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drosselkomm fairness1 Der Drosselmann und seine Fairness telekommunikation telekom rene obermann profit politik obermann kommunikation internet Fairness dsl drosselkom deutsche Telekom Mit einem fragwürdigem Appell an die Fairness versucht Drosselkom-Konzernchef René Obermann die Drosselpläne der Telekom zu rechtfertigen (Warum ich meinen Telekom-Vertrag gekündigt habe).

Laut Heise sagte Obermann:

Wir finden es fairer, wenn die, die das Netz ganz besonders viel nutzen, auch etwas mehr zahlen.

Ich kennen einen älteren Mann, der ca. 3mal in der Woche das Internet hochfährt, um seine E-Mails zu checken, den Wetterbericht abzurufen und die Seite seines Sportvereins aufzurufen. Monatliches Datenvolumen: weniger als 10MB.

Und wir (der ältere Mann und ich) fänden es folglich auch fairer, wenn die, die das Netz weniger nutzen, auch weniger zahlen. Dass der ältere Mann (was Fairness angeht) im Prinzip ausgenommen wird wie eine Gans, darüber möchte Herr Obermann wohl lieber nicht sprechen, zumindest geht er damit nicht offensiv in die Presse. Für ältere Männer, die Bittorrent für eine Tomatensuppe halten, greift dann wohl die Argumentationskette des “Solidarmodells”.

Herr Obermann sollte dann auch mal beantworten, warum Fairness nur dann angeführt wird, wenn es gut für die Bilanzen der Drosselkom ist. Es bleibt bei mir der Eindruck, dass solche Fairness-Appelle einfach nur verlogene Produkte einer Marketingmaschinerie sind.

drosselkom2 300x225 Der Drosselmann und seine Fairness telekommunikation telekom rene obermann profit politik obermann kommunikation internet Fairness dsl drosselkom deutsche Telekom

Das Gros der anderen Anbieter ist übrigens auch nicht viel besser, zumindest insofern sie uns (fast) alle versuchen, in 2-jährige Zwangsverträge hineinzuknebeln.

So sieht heute die (scheinbare) Vielfalt aus, mit der uns vor etlichen Jahren die Privatisierung der Telekom und die “Öffnung” der Telekommunikationsmärkte schmackhaft gemacht wurde (“Der Kunde profitiert am meisten. Aus einem vielfäligen Angebot wählt er das Beste und reguliert so den Markt.“).

In der Realität sind sich die Anbieter ziemlich ähnlich und unterscheiden sich nur in Nuancen. Pepsi oder Coca Cola lautet die Frage, Wasser mit oder ohne Kohlensäure? Leider sind alle Getränke nur in 5-Liter-Flaschen erhältlich. Willkommen in Ihrem Telekommunikationssupermarkt. Dem mit der großen Auswahl.

Eine Lösung, die wirklich das Prädikat “fair” verdient, wäre es, wenn pro benutztem Gigabyte eine bestimmte Summe zu zahlen wäre, ohne Grundgebühr und lange Kündigungsfristen. Inzwischen kommt ja schon gar keiner mehr auf die Idee, daran zu denken, dass sich der Gesetzgeber für solche am Allgemeinwohl orientierten Konzepte einsetzen könnte. Die Mehrheit (ist jedenfalls mein Eindruck) hat sich wohl schon resignierend damit abgefunden, dass die politischen Entscheidungsträger tendenziell eher der Wirtschaft den S** (…).

Nach meiner Kündigung (zum Januar 2014) hat die Drosselkom mir übrigens mitgeteilt:

“Auch wenn Sie an Ihrer Kündigung festhalten möchten, ist ein Telefonat mit uns wichtig, um noch Details zu klären oder eventuellen Missverständnissen vorzubeugen”

Von meiner Seite gibt es jedenfalls keine Details mehr zu klären und um die Missverständnisse aufzuklären, denen die Telekom aufsitzt, ist mir meine Zeit zu schade. Vielleicht ist dies ein guter Anlass, um mal wieder auf meine beliebte Artikelserie (kein Witz) über unerwünschte Anrufe aus Callcentern zu widmen.

Callcenter-Report (1): Das Problem der unerwünschten Anrufe
Callcenter-Report (2): So wird man unerwünschte Anrufe niemals los
Callcenter-Report (3): Unerwünschte Anrufe effektiv abwehren

385px CandlestickTelephoneGal Der Drosselmann und seine Fairness telekommunikation telekom rene obermann profit politik obermann kommunikation internet Fairness dsl drosselkom deutsche Telekom

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Wie gut, dass es die Bösen gibt

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jp orchead 200x167 Wie gut, dass es die Bösen gibt verwirrung politik falsch Wie gut, dass es die Bösen gibt, die alles falsch machen.

Denn für die, die viel (aber nicht alles) falsch machen, haben die, die alles falsch machen, einen großen Nutzen: sie dienen als abschreckendes Beispiel. Mit diesem Feindbild auf den Fahnen ist es ein Kinderspiel, diejenigen, die zu verwirrt sind, um zu erkennen, was falsch oder richtig ist, hinter sich zu bringen.

Denn von denen, die alles falsch machen, droht schließlich große Gefahr. Und am Ende glauben die, die zu verwirrt sind, um zu unterscheiden, was falsch oder richtig ist, dass diejenigen, die viel (aber nicht alles) falsch machen, alles richtig machen. Denn sie bekämpfen ja die, die alles falsch machen.

Die Verwirrten folgen ihnen blind, verteidigen deren Ziele und küssen ihnen die Füße, da sie diejenigen bekämpfen, die alles falsch machen.

Ein guter Grund, für die, die viel (aber nicht alles falsch machen), dafür zu sorgen, dass es diejenigen gibt, die alles falsch machen. Die Verwirrung derer, die am Ende nicht mehr unterscheiden können, was richtig oder falsch ist, ist eindeutig die leichtere Aufgabe…

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Nürnberg, eine “fahrradfreundliche” Stadt? (ein Bericht des Schreckens mit 20 Bildern)

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radweg ende 300x202 Nürnberg, eine fahrradfreundliche Stadt? (ein Bericht des Schreckens mit 20 Bildern) werbung Verkehrsunfall verkehr unfall straße Reportage Rangierbahnhof Radweg rad politik Parken nuernberg Nordostbahnhof krankenhaus horror Gefahren Gartenstadt Frankenstraße foto Finkenbrunn fahrrad business bayern

Ist das ein Witz? Als erste Stadt in Bayern darf sich Nürnberg mit dem Segen des Bayerischen Innenministeriums ganz offiziell als fahrradfreundliche Stadt bezeichnen.

Grundlage dieser Entscheidung war Medienberichten zufolge eine “Testtour”, bei der eine Kommission der Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundliche Kommunen in Bayern am 8. April durch Nürnberg geradelt war.

Eine Reportage mit 20 Fotos, die die Gefahren des Radfahrens in Nürnberg belegt.

2013 Verkehr Radwege Nuernberg 0220 741x422 Nürnberg, eine fahrradfreundliche Stadt? (ein Bericht des Schreckens mit 20 Bildern) werbung Verkehrsunfall verkehr unfall straße Reportage Rangierbahnhof Radweg rad politik Parken nuernberg Nordostbahnhof krankenhaus horror Gefahren Gartenstadt Frankenstraße foto Finkenbrunn fahrrad business bayern

Augen zu und durch – eingequetscht zwischen fahrenden Autos und parkenden Autos rechts (Lärm und Gestank inklusive) – wie hier am Trafowerk Nähe Rangierbahnhof sehen nicht wenige Radwege in Nürnberg, der “fahrradfreundlichen Stadt” aus.

Als Radfahrer, der jedes Jahr locker ca. 2000 Kilometer auf Nürnbergs Straßen radelt, kann ich über diese Auszeichnung jedoch nur lachen und als absurdes Hirngespinst bezeichnen. Glauben Sie nicht? Dann steigen Sie bitte auf und folgen mir auf einer Horror-Tour auf 2 Rädern. Vom Nürnberger Nordostbahnhof über den Ring bis hin zur Gartenstadt (und zurück) – Lebensgefahr eingeschlossen!

Das Leben ist kein Wunschkonzert. Doch skizzieren wir mal spaßeshalber, wie man sich als Radfahrer in seinen Träumen die ideale Streckenführung vorstellt: Auf einem eigens dafür angelegten, breiten Weg durch die Natur, mit frischer Luft, begleitet von Vögelgezwitscher, so dass man entspannt bequem zu zweit nebeneinander fahren kann, und sich dabei unterhalten kann. Wie hier auf dem Fahrradweg “Liebliches Taubertal“.

Genau dieses Bild vom Radeln will uns die Stadt Nürnberg verkaufen. Offenbar noch ganz besoffen von der plumpen Schmeichelei dieser absurden Auszeichnung gibt sie gerne Geld aus, um uns diese Werbung präsentieren zu können:

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“Nürnberg steigt auf” – Mit dem Business-Tower im Hintergrund radelt ein gebügelter Anzug auf genau den einzigen 500 Metern im Nürnberger Zentrum, wo das Radeln tatsächlich großen Spaß macht – am Wöhrder See.

Mit der Realität des Radfahrens in Nürnberg hat dies freilich so viel zu tun, wie ein Zoogehege mit einem noch unentdeckten Stück Dschungel am Amazonas. Es gibt übrigens ausreichend Straßen in Nürnberg zu bewundern, wo bei der Berücksichtigung von Radwegen der Planungsbeamte wohl gerade pinkeln war. Sprich: Wo es gar keinen Radweg gibt und dem Radler nur das unkalkulierbare “Wagnis Straße” bleibt.

Klar gibt es in Nürnberg auch Radwege, die räumlich von der Straße getrennt sind. Oft beschränkt sich ein Radweg jedoch darauf, sich über ein Paar weißer Linien zu definieren, die man halt mal so von der Straße abgeknapst hat:

2013 Verkehr Radwege Nuernberg 0214 741x243 Nürnberg, eine fahrradfreundliche Stadt? (ein Bericht des Schreckens mit 20 Bildern) werbung Verkehrsunfall verkehr unfall straße Reportage Rangierbahnhof Radweg rad politik Parken nuernberg Nordostbahnhof krankenhaus horror Gefahren Gartenstadt Frankenstraße foto Finkenbrunn fahrrad business bayern

In Bayerns erster “fahrradfreundlicher Stadt” Nürnberg dürfen telefonierende, radiohörende oder Burger-mampfende Autofahrer schon mal einen durch aufgemalte Linien getarnten “Radweg” beim Abbiegen überqueren. Humanoide Kollateralschäden sind dabei nicht ausgeschlossen.

Zwischen Rangierbahnhof und Frankenstraße ist so ein “aufgemalter” Pseudo-Radweg. Wegen einer Baustelle endet der Radweg derzeit direkt in einem Bauzaun. Für den Radfahrer beendet ein blaues Schild “Radweg – Ende” die Diskussion, ob Verkehrswege in Nürnberg Radfahrer (ohne Knautschzone) oder Autofahrer (mit Knautschzone, Airbag und Radio Gong 97,1) priorisieren. Für Zäune und Schilder hat es gereicht – den Radfahrern mit einer gelb markierten Zone die Vorfahrt zu gewähren, dafür nicht:

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Radweg in Bayerns erster “fahrradfreundlicher Stadt”- das Ende ist nah!

Keine 100 Meter weiter wartet das nächste Hindernis. Radwege freihalten? Ist was für Warmduscher und Beckenrandschwimmer. Hier wird hart gearbeitet. Darwin hätte seine Freude daran. Nur Loser fahren Fahrrad:

2013 Verkehr Radwege Nuernberg 0188 741x492 Nürnberg, eine fahrradfreundliche Stadt? (ein Bericht des Schreckens mit 20 Bildern) werbung Verkehrsunfall verkehr unfall straße Reportage Rangierbahnhof Radweg rad politik Parken nuernberg Nordostbahnhof krankenhaus horror Gefahren Gartenstadt Frankenstraße foto Finkenbrunn fahrrad business bayern

Ein verkehrspolitischer Darwinist parkt auf einem als aufgemalter Linie getarnten “Radweg” in Bayerns erster “fahrradfreundlicher Stadt”. Hier sind richtige Männer bei der Arbeit. Radfahrer sollen gefälligst einen Bogen drum machen. Hosen runter – Radvergleich!

In Bayern gilt der Spruch: Auf hoher See und vor Gericht ist man in Gottes Hand. Eigentlich müsste man hinzufügen, dass dies auch für Nürnberger “Radwege” gilt. Wer sich regelmäßig flatulenten Primaten auf vier Rädern ausgesetzt sieht, die Burger-mampfend, telefonierend oder am Radio rumdrehend scheinbar planlos am Lenkrad drehen, der wäre machmal besser bedient, wenn er seine Existenz vor Gottes Angesicht einsam auf einer Walnussschale inmitten des Atlantiks fristen dürfte.

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Endlich mal 10 Sekunden Ruhe: Ein Radfahrer auf dem separierten Radweg im Tunnel gegenüber des Nürnberger Business-Towers.

Nur zur Erinnerung: Nürnberg ist also Bayerns erste “fahrradfreundliche Stadt” weil eine angereiste Kommission einen (kompletten!!!!!) Tag durch Nürnberg test-getourt ist. Das ist ungefähr so, als ob man dem Gesundheitssystem ein positives Zeugnis ausstellen würde, nur weil man mal am Mittwoch vormittag ein Wartezimmer irgendeines Doktors in Großhabersdorf besucht hat.

Freilich ist nicht alles in Nürnberg schlecht, wenn es um Radwege geht. Meine selektive Auswahl fußt auf meiner frustrierenden jahrzehntelangen Erfahrung (und wahrscheinlich auch der bittere Unterton, der manchmal durchbricht). Aber es gibt auch positive Beispiele: Kurz vor der Frankenstraße sehen wir hier einen Radweg, wie man ihn sich (unter den gegebenen  Umständen) wünscht: Räumlich durch einen Bordstein von der Straße getrennt – so geht fahrradfreundlich!

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Nürnberg Frankenstraße – na also, es geht doch: Ein durch den Bordstein abgetrennter Radweg, bei dem dem Autofahrer das Lenkrad vibriert, wenn er mit dem Handy telefonierend in Richtung Radweg gerät.

Man sollte fairerweise hinzufügen, dass es solche abgetrennten Radwege in Nürnberg auch an vielen anderen Stellen gib (wenn es überhaupt einen Radweg gibt), z.B. rund um das Gebiet Hafen/Eibach (aber nicht nur da). Die ausgewählte Teststrecke entspricht aber meiner realen Situation und ich befahre sie (aus Gründen) regelmäßig. Als Radfahrer muss man auf dieser Strecke eigentlich viel zu oft das Tempo drosseln – weil man nie ausschließen kann, dass ein Charivari-Trottel auf vier Rädern am Radio dreht, wenn er rechts abbiegt. Oder dass irgendeine N1-Schnepfe gedankenlos die Autotür öffnet, obwohl sie eh schon einen Fußbreit mitten im Radweg parkt:

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In Bayerns “fahrradfreundlicher Stadt” Nürnberg ist man als Radfahrer immer gut beraten, davon auszugehen, dass Autofahrer(innen) der größtmöglichen Dummheit anheimfallen. Von unvorhersehbarem Ausscheren des LKW und/oder abruptem Öffnen der Fahrertür des auf dem mit auf gemalten Linien getarnten “Radweges” geparkten Automobils ist in dieser Situation besser auszugehen. Besser ist das für die eigene Gesundheit.

Nur ein paar hundert Meter weiter lauert die nächste Chance, posthum einen Kranz mit der Aufschrift “Wir werden Dich vermissen” zu empfangen. Wie hätten Sie’s denn gerne? Plattgequetscht von einem LKW oder frontal mit der Fresse in eine spontan geöffnete Fahrertür gedonnert?

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“Bitte 2 Meter Rangierabstand halten” – mit besten Grüßen aus Nürnberg – Bayerns erster “fahrradfreundlicher Stadt”

Nun kommt meine absolute Lieblingsstelle: Am Nürnberger Ring, vom Business-Tower kommend, an der Kreuzung zur Sulzbacher Straße (Bild weiter unten). Die hier abgebildete Situation verdient v.a. im Berufsverkehr das Prädikat Horror. Jede angereiste Kommission, die sich anmaßt, irgendein verkehrspolitisches Urteil über diese, meine Stadt Nürnberg zu fällen, sollte mal im Feierabendverkehr hier durchradeln (good luck!). Wer an dieser Stelle nicht die Straßenverkehrsordnung vorsätzlich missachtet und als Radfahrer lieber auf dem Gehsteig fährt, der hat in meinen Augen einen (wie wir in Nürnberg sagen) Badscher. (hochdeutsch in etwa: irreparablen Gehirnschaden).

Nur wer einen Todeswunsch hat, ein Faible für Russisch Roulette, oder wer plant, über seine Unfallversicherung ein schwerbehindertes Leben als Unfall-Rentner zu führen, der wirft seine jämmerliche Existenz in das Feierabendchaos von Autofahrern, die scheinbar nach Belieben den mit aufgezeichneten Linien sog. “Radweg” randomisiert hin und her überqueren.

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Lotterie des Lebens – wer keinen Todeswunsch hat und als Radfahrer noch alle Murmeln beisammen hat, der benutzt an der Kreuzung Nürnberger Ring/Sulzbacher Straße besser den Gehsteig – oder schiebt.

[UPDATE 6.9.2013: So sieht es hier im Feierabendverkehr aus:]

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Wer den Verkehr “fahrradfreundlich” gestalten will, der muss dafür sorgen, dass Radfahrer eine eigene Spur haben. Nicht nur räumlich seperat, besser auch baulich getrennt (z.B. durch ein erhöhtes Hindernis wie einen Bordstein, der beide Spuren klar trennt). Wer als Radfahrer auf so einem “aufgemalten” Pseudoradweg fährt, hat immer ein ungutes Gefühl. Es ist wie im Lotto, nur andersherum. Immer fährt die Angst mit, dass der Tag kommt, wo man auf so einem Pseudoradweg von einem abgelenkten Autofahrer mit 60 Sachen bis zur nächsten Norma geschleudert wird, weil der Fahrer gerade eine SMS schreibt, besoffen oder zugekifft ist, sich gerade eine Zigarette anzündet oder einen Hustenanfall bekommen hat:

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Wer viel mit dem Rad in Nürnberg unterwegs ist, für den wird Gesundheit schnell zu einer Frage der Statistik. Die Angst fährt immer mit, dass Dich der 10.000ste Autofahrer von hinten mit Karacho aufgabelt.

Noch so eine Stelle (Kreuzung Ring/Bayreuther Straße), wo autofahrende Rechtsabbieger den Radweg kreuzen. Dem Radfahrer, in dessen Rücken diese Entscheidung des Autofahrers gefällt wird, bleibt nur eins: Vertrauen zu haben.

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Alles schon mehrmals erlebt: An dieser Stelle biegen manche Autofahrer im letzten Moment dann eben doch noch nach rechts ab.

Auch so ein Klassiker auf den durch ein bisschen Aufmalung als “Radweg” deklarierten Streifens ist die permanent mitfahrende Angst vor dem Phänomen der urplötzlich geöffneten Fahrertür  (Ooch, Entschuldigung, ich habe Sie nicht gesehen...). Während andere Kollisionen einfach mit einem “simplen” Sturz enden können, bei dem man sich beim Schlittern eben “nur” die Haut auf der Fläche eines Tischtennisschlägers wegrasiert, ist der Aufprall auf die geöffnete Tür etwas, was man auch seinem größten Feind nicht wünscht. Die spontan gezogene Option, schnell noch nach links auszuweichen, kann wegen des rasenden Verkehrs zu einer ebenso unschönen Begegnung mit Blech enden:

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Eingeengte Fahrrinne auf dem Nürnberger Ring: Geht die Fahrertür auf oder nicht?

Auf der gegenüberliegenden Seite (Nordring Nürnberg) gibt es außerdem noch ein besonderes Schmankerl zu betrachten. Hier soll man als Radfahrer allen Ernstes den Pseudo-Radweg in Höhe der Bushaltestelle verlassen, um für die nächsten 20 Meter auf dem Gehsteig zu fahren (Pseudoradweg, Level 2). Ja genau, an den wartenden Leuten vorbei und durch die wartenden Leute durch, die auf den Bus warten! Wie man auf dem Bild sieht, ist der Pseudo-Pseudo-Radweg auf den knappen 20 Metern auch noch zugeparkt. Man kann es dem Auto noch nicht mal verübeln. Um hier einen Radweg zu erkennen, braucht man schon ein gutes Stück Fantasie.

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Einfach mal so mündet dieser “Radweg” in Nürnberg, der “fahrradfreundlichen Stadt” direkt in die Wartezone der Bushaltestelle. Könnte sich kein Satiriker besser ausdenken.

Überhaupt scheint der aufgepinselte “Radweg” für viele Autofahrer nicht mehr als Empfehlungscharakter zu haben. Eine Empfehlung, der nur so lange Folge zu leisten ist, bis sie der eigenen Bequemlichkeit im Weg steht. Wie im Bild unten (aussteigende Familie) sehe ich oft auch Autofahrer, die auf dem Radweg stehen, um zu telefonieren. Telefon schellt, auf dem Radweg anhalten und munter drauflosplaudern.

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Warum hinter der nächsten Kurve aussteigen, wenn doch so ein schöner Parkstreifen da ist, der fälschlicherweise als “Radweg” ausgezeichnet wurde?

Zurück zum Trafowerk Nähe Rangierbahnhof. Wie hier, so droht Radfahrern immer große Gefahr, wenn Autos von Tankstellen, Supermärkten, Werkseinfahrten usw. über den Radweg in die Straße einbiegen müssen. Viele Autofahrer haben Radfahrer einfach nicht auf ihrer geistigen Landkarte. Da gibt es Autofahrer, die ohne zu schauen, den Radweg als Einbiege-Pufferzone in den Straßenverkehr betrachten. Wie gesagt: Der “aufgepinselte” Radweg ist für so manchen Autofahrer eine Art falsch ausgezeichneter Standstreifen.

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Merkregeln für so manche Autofahrer:
1. Auf den “Radweg” einbiegen
2. Erst dann schauen, ob ein Radfahrer kommt
3. Hupen, mit geballter Faust fluchen, das Radio lauter drehen

Aus der beleibten Serie “Radwege, die plötzlich im Nichts enden“, sehen wir hier ein besonders schönes Beispiel in Nürnberg Finkenbrunn. Dazu muss man wissen, dass dies eine der wenigen Stellen ist, wo der Radfahrer (vom Berg kommend) theoretisch ein hübsches Tempo draufhaben könnte. Der Bus zeigt sehr schön die natürliche Fahrlinie. Die nutzt auch jeder Radfahrer, wenn er sich vergewissert hat, dass weit und breit kein Auto ist. Kommt aber selten vor. Bei dem (üblichen Verkehr) ist der Radfahrer meist gezwungen, hier abzubremsen, wenn er seine siebe Murmeln noch beisammen hat und sich nicht zwischen Brücke und Verkehr zu Human-Mus quetschen lassen will.

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Zum Abschluss noch ein Foto aus dem letzten Winter, um zu demonstrieren, wie die Kräfteverhältnisse im Nürnberger Straßenverkehr verteilt sind. Obwohl der Schnee auf den Straßen längst verschwunden ist, blockiert noch ein einsames Häuflein Schnee schon seit Tagen den Radweg (Nähe Fernmeldeturm). So ist das in Nürnberg. Straßen müssen schnell freigemacht werden. Ab auf den Radweg damit. Radfahrer haben eben keine Lobby.

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Wen interessieren schon Radfahrer im Winter?

Statt den Autoverkehr zurückzudrängen und richtige Radwege zu bauen, die auch räumlich von den Straßen getrennt sind, werden lieber hübsche Plakate mit Businessradlern gepostet, die uns suggerieren sollen, wie toll das Radfahren in Nürnberg doch ist. Und weil Nürnberg mit Norisbike jetzt ein Fahrradleihsystem hat und weil mal eine “Expertengruppe” mal kurz in Nürnberg um drei Ecken geradelt ist, darf sich Nürnberg nun “fahrradfreundliche Stadt” nennen. Was für ein Witz.

Oh, übrigens: Als Radfahrer bekommt man an Nürnberger Tankstellen nachts keinen Alkohol. Als Autofahrer schon. Nürnberg, die “fahrradfreundliche Stadt” lässt grüßen.

Fakt ist: Radfahren in Nürnberg ist kein Spaß. Es ist eine todernste Sache und es ist alles andere als “fahrradfreundlich”. Radfahren in Nürnberg erfordert volle Konzentration. Immer muss man davon ausgehen, dass ein abgelenkter Autofahrer sich um einen Knick im Lebenslauf bemüht. Wäre ich nicht immer davon ausgegangen, dass hinter dem Lenkrad ein Mensch sitzt, der sich nicht an die Verkehrsregeln hält, hätte ich schon längst etliche Krankenhausaufenthalte hinter mir.

Nürnberg – eine fahrradfreundliche Stadt? Jemand, der viel auf dem Rad in Nürnberg unterwegs ist, kann niemals zu diesem Schluss kommen. Solche Entscheidungen werden am Schreibtisch getroffen (oder zumindest angestoßen).

 

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Zum Thema: Wenn mal die Radfahrer die Oberhand haben und wenn dann bis zu hunderte geschlossen durch Nürnberg radeln, dann ist Critical Mass in Nürnberg. Dann kann das Radeln in Nürnberg mal für zwei Stunden so aussehen:

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Vor dem Parteikarren: Das Kind im Wahlkampf

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ude wort gegeben web closeup 296x300 Vor dem Parteikarren: Das Kind im Wahlkampf wörter wort werbung Wahlplakat Wahl spd Sozialdemokratie reklame politik Plakat partei Menschlichkeit manipulation landtagswahl landtag kinder Christian Ude bayern Ude hält Wort” – so hieß die Botschaft des SPD-Spitzenkandidaten Christian Ude, bei der er lächelnd den Schriftzug “Wort” in die Kamera hielt. Spötter meinten, jetzt könne Ude uns selbst ein Verbot von Bayern München versprechen.

Am Ende könne er immer noch rhetorisch-juristisch wasserdicht behaupten: Ich habe Wort gehalten.

Inzwischen hat die Kampagne wohl einen Spin erhalten und heißt “Ude gibt uns sein Wort“. Plötzlich gibt Ude uns nur noch sein Wort. Von halten ist keine Rede mehr. Ein eh schon inhaltsleerer Spruch (vgl. Leer -leerer -Wahlplakat) ist damit noch unverbindlicher geworden. Womit müssen wir in zwei Wochen rechnen: “Ude hat ein Wörterbuch”?

Aber was mich eigentlich fassungslos zurücklässt, ist die Art und Weise, wie Kinder für diese Parteireklame vor den Karren gespannt werden. Hier ist das Plakat in Komplettansicht (aufgenommen vor dem Südausgang des Nürnberger Hauptbahnhofs):

ude wort gegeben web Vor dem Parteikarren: Das Kind im Wahlkampf wörter wort werbung Wahlplakat Wahl spd Sozialdemokratie reklame politik Plakat partei Menschlichkeit manipulation landtagswahl landtag kinder Christian Ude bayern

Daumen hoch für Ude – Kinder freuen sich über “Wahlfreiheit”

Kinder in dieser Alterstufe haben sicher vieles im Kopf, aber sie tun sich sicher schwer, das komplexe Interessengeflecht der Politik zu verstehen. Wer sie hier aus wecher Motivation mit welcher Zielsetzung vor die Kamera gelockt hat, das dürfte ihnen verborgen bleiben.

Für diese Reklame geben sie in ihrer fröhlichen Naivität ihr schönstes und unwiderstehliches Lächeln her. Die Entscheidung dazu wurde wohl von den Eltern gefällt. Würde man die Kinder fragen, was sie so toll an Ude finden, würde vielleicht vieles aus ihnen heraussprudeln, weil Kinder meist gerne im Mittelpunkt stehen und sich als Fotomodell geschmeichelt fühlen.

Eine politisch fundierte Argumentation für Ude dürfte man kaum erwarten. Unter dem Strich werden hier Kinder und ihre Naivität für eine Kampagne benutzt.

Und dann gibt es natürlich noch die vielen Kinder, die diese Parteireklame betrachten. Kinder sind leicht manipulierbar. Manche denken vielleicht: Das gefällt mir, da sind Kinder darauf und die sind lustig. Ich wäre auch mal gerne auf so einem Plakat. Oder so ähnlich.

Weil Kinder so leicht beeinflussbar sind, halte ich solche Parteiwerbung für unredlich und unehrenhaft, weil sie sich des Recht des Stärkeren bedient und die besonderen Schutzrechte für Kinder missachtet. Das muss man in keinem Gesetz nachlesen, dazu reicht die Besinnung auf die eigene Menschlichkeit.

Diese Art von Werbung finde ich einfach nur widerlich.

In einem Artikel vom März 2013 habe ich übrigens schon mal ausgiebig beleuchtet, wie Kinder schon im frühen Alter sowohl Mittel als auch Ziel einer Kampagne zur Imageförderung der GEZ (“Rundfunkbeitrag”) geworden sind:

rundfunkbeitrag Vor dem Parteikarren: Das Kind im Wahlkampf wörter wort werbung Wahlplakat Wahl spd Sozialdemokratie reklame politik Plakat partei Menschlichkeit manipulation landtagswahl landtag kinder Christian Ude bayern

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